Radlständer-Vergleichstest 2016

Radlständer beim Edeka

Radlständer beim Edeka

Vor zwei Jahren führte die Mobilitätswende den ersten Radlständer-Vergleichstest durch, und im letzten Jahr gab es eine erste Aktualisierung. Nun liegen die Ergebnisse für dieses Jahr (Erhebung im Mai 2016) vor. Kategorisierung, Kriterien, Hinweise und Empfehlungen wurden im ersten Test ausführlich dargestellt und sind nach wie vor aktuell.

Radlständer für Kunden

In der Kategorie für Kunden gab es im Vorjahr keine Fortschritte. Diesmal sieht es etwas besser aus. Wegen des miserablen Zustands und der ungenügenden Kapazität des intensiv genutzten Radlständers beim Edeka legte die Mobilitätswende dem Geschäftsführer eine Planung inklusive Angebot für eine qualitativ hochwertige Abstellanlage vor. Zwar wurde diese leider nicht realisiert, es wurde aber wenigstens ein brauchbarer Ständer mit sechs Abstellplätzen zusätzlich zur alten Anlage installiert – mit der Note 2,3 nun immerhin der zweitbeste Weßlinger Radlständer in dieser Kategorie.

Vier neue Abstellplätze in unbefriedigender Qualität (Note 4,1) gibt es außerdem beim Restaurant Marina, und an der BK-Tankstelle steht nun ein etwas besseres Modell als zuvor. Im Übrigen sind die 2015 verschwundenen Radlständer bei Il Cielo Catering und bei der Spenglerei/Dachdeckerei Bernlochner wieder aufgetaucht. Damit erhöht sich die Gesamtanzahl von 204 auf 220, und die Durchschnittsnote verbessert sich von 3,7 auf 3,6 – genauso mäßig wie im Jahr 2014.

Öffentliche Radlständer

Radlständer am Spielplatz

Radlständer am Spielplatz

Auch bei den Radlständern für öffentliche Einrichtungen gab es leichte Verbesserungen. So wurde auf Anregung der Mobilitätswende ein im Bauhof deponierter Radlständer am Spielplatz installiert. Hierbei handelt sich um dasselbe Modell (wsm 2500) wie beim Rathaus und beim Edeka, welches eine brauchbare Standfestigkeit und einen sehr guten Diebstahlschutz bietet. Außerdem wurde die vorbildliche Abstellanlage am Kiosk in zwei Teile zerlegt, sodass jetzt vier Abstellplätze optimal zwischen Strand und Kiosk liegen, was zur neuen Bestnote 1,7 führt. Somit hat sich die Anzahl der Abstellplätze an öffentlichen Einrichtungen von 446 auf 450 erhöht und die Durchschnittsnote von 3,4 auf 3,3 verbessert.

Die Abstellanlage am Bahnhof ist nach wie vor zu klein und in miserablem Zustand. Entlang des südwestlichen Zweigs der S8 bildet sie zusammen mit Wörthsee das traurige Schlusslicht. Allerdings wurden beim Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Bahnhofsumfelds stark unterschiedliche Vorschläge für die Positionierung und Ausgestaltung der Radlständer gemacht, sodass es derzeit weiterhin keinen Sinn macht, die Anlage ohne Rücksicht auf die noch nicht vorliegende restliche Planung zu erneuern.

Halbe Kapazität zum vollen Preis

Viel zu geringer seitlicher Abstand: Bahnhof

Viel zu geringer seitlicher Abstand: Bahnhof

Allen neu installierten (und ebenso nahezu alle anderen) Abstellanlagen in Weßling haben den gemeinsamen Makel zu geringer seitlicher Abstände. Die Technischen Richtlinie TR 6102-0911 des ADFC und die neue DIN-Norm 79008-1 „Stationäre Fahrradparksysteme“ fordern 70 cm Abstand für höhengleiche und 50 cm für hoch-tief-angeordnete Abstellplätze. Bei geringeren Abständen (z. B. 35 cm beim Modell wsm 2500) ist nur jeder zweite Platz problemlos nutzbar, sodass man letztlich nur die halbe Kapazität zum vollen Preis erhält und sogar mehr Fläche je Radl verbraucht.

Auswertung

Auswertung der Kategorie: Öffentlich

Auswertung der Kategorie: Für Kunden

Auswertung als Tabellendokument

Fazit

Mit dem Radlständervergleichstest wollte die Mobilitätswende Gewerbetreibende und Gemeindeverwaltung motivieren, mehr und bessere Fahrradabstellanlagen zu installieren. In den vergangenen zwei Jahren hat sich diese recht aufwändige Aktion allerdings als wenig effektiv erwiesen. Offenbar lassen sich Entscheider eher über persönlich unterbreitete, konkrete Vorschläge, als über einen um Objektivität bemühten Vergleich überzeugen. Neben diesem direkten Weg wird sich die Mobilitätswende in Zukunft verstärkt für die Einführung einer verbindlichen Fahrradabstellplatzsatzung einsetzen.

2 Gedanken zu „Radlständer-Vergleichstest 2016

  1. Hartwig Hammerschmidt

    Die Radlständer am Rathaus, beim Edeka und am Spielplatz sind so, wie sie dort zu sehen sind, überhaupt nicht ADFC-empfohlen. Dazu müssten sie einen Radabstand von 50 cm haben. Außerdem müsste der Höhenunterschied Hoch/Tief mindestens 20 cm betragen. Beides erfüllen diese Radlständer in keiner Weise. Diese Forderungen stehen sowohl in der ADFC-Richtlinie TR 6102 und auch in der neuen Norm DIN 79008. Wenn man bei diesen Radlständern ein Vorderrad mit einem schmalen Reifen einstellt und dieses nicht bewusst an den Bügel anlehnt, kann es zur anderen Seite kippen. Der Ständer wird dann zum Felgenkiller, weil die Vertikalführung viel zu niedrig ist. Schon vor Jahren fragte mich Jan Haas von der Gemeinde Gilching, wie denn dieses Modell (allerdings bei Einhaltung der o.g. Maße) die ADFC-Empfehlung bekommen konnte. Ich konnte es auch über die Bundesgeschäftsstelle des ADFC nicht klären. Die Firma WSM fertigt aber ein anderes Modell mit hoher Vertikalführung (4500 XBF, 4600 XBF), das zu Recht ADFC-empfohlen ist, aber nur, wenn die obigen Maße 50 cm und 20 cm eingehalten sind. Auf der WSM-Homepage muss man nach dieser Wahrheit etwas suchen.

    Andere Radlständer in Eurem Vergleichstest 2016 sind auch nur niedrige Felgenkiller und müssten deswegen und weil man den Rahmen nicht mit kurzem Schloss sichern kann, viel schlechter beurteilt werden.

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    1. Gerhard Hippmann Beitragsautor

      Lieber Hartwig,

      danke für Deine fachkundige Rückmeldung.

      Wir sind uns einig, dass der wsm 2500 aus gutem Grund nicht ADFC-zertifiziert ist – so steht es auch im Text. Im ersten Test von 2014 empfehlen wir einige Abstellanlagen, unter anderem die wsm 4500 XBF. Unsere Planung und das Angebot für den Edeka hatte den Gronard Kappa vorgesehen.

      Wie im ersten Test ausführlich dargestellt, ergibt sich die Bewertung der Anlagen aus den gleich gewichteten Kriterien Standfestigkeit, Kompatibilität, Diebstahlschutz, Stellfläche, Kapazität, Standort und Witterungsschutz. Nur bei den ersten drei und teilweise der Stellfläche geht der verwendete Radlständer in die Note ein. Durch die restlichen Kriterien kann auch eine Abstellanlage mit miserablem Ständer noch eine befriedigende Bewertung erzielen. Über die Gewichtung könnte man sicherlich streiten – muss man aber nicht. 😉

      Eine verdiente glatte sechs gibt es bei uns jedenfalls immer, wenn überhaupt keine Abstellanlage vorhanden ist.

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