Archiv für den Monat: März 2016

In überentwickelten Konsumgesellschaften agiert die Politik nicht, sondern reagiert; sie eilt einem nötigen Kulturwandel zum Weniger niemals voraus, sondern bestenfalls in sicherem Abstand hinterher. Und weil sie sich darin seit 40 Jahren übt, ist sie an allen Abzweigungen in Richtung Nachhaltigkeit vorbeigerauscht. Jetzt geht es nicht mehr um die Vermeidung des Kollapses, sondern um seine Gestaltung.

Aus dem Beitrag Wege aus der Wachstumgsdiktatur von Niko Paech im Buch Wege aus der Wachstumgsgesellschaft, 2013.

Verkehrspolitik aus dem vergangenen Jahrhundert

Leserbrief zum Beitrag Groll aufs Staatliche Bauamt im Starnberger Merkur vom 5. März 2016

„Unverständnis und Verärgerung, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, über ein Amt, das konsequent alle Versuche ablehnt, entlang des Ortseingangs an der Staatsstraße den Verkehrslärm zu reduzieren und die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern” schreibt der Autor erfreulich klar und deutlich.

Tatsächlich lässt das Straßenbauamt Weilheim, aber auch die Untere Verkehrsbehörde des Landratsamtes und die örtlichen Polizeiinspektionen keine Möglichkeit aus, jede vernünftige Maßnahme zur Bändigung des allerorts unerträglich gewordenen Kfz-Verkehrs mit aller Wucht zu konterkarieren – lediglich der Neu- und Ausbau von Straßen für noch mehr Autos findet Zustimmung. Entgegen dem Wohl von geplagten Anwohnern und schwachen Verkehrsteilnehmern wird offenbar die Linie der Landesregierung durchgesetzt, für die unendliches Wachstum der bayerischen Premiumautobauer höhere Priorität genießt als menschen- und umweltgerechte Mobilität. Diese überholte, nicht zukunftsfähige Verkehrspolitik nach dem Motto „freie Fahrt für freie Bürger” aus den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts fällt selbst in der lobbykratischen Autorepublik Deutschland frappierend durch ihre Rückständigkeit aus der Reihe.

Gerhard Hippmann
Mobilitätswende Weßling

Statt sich mit einem zwei Tonnen schweren paramilitärischen Fahrzeug durch den Berufsverkehr zu quälen, um im Fitnessstudio auf einem elektrisch betriebenen Förderband zu joggen und sich dabei Werbespots für noch größere Autos auf einem Ultra-HD-Bildschirm anzusehen, kann es wesentlich wohltuender und gesünder sein, mit dem Fahrrad ein paar Runden durch die autofreie Stadt zu drehen.

Aus dem Buch Das Ende der Megamaschine von Fabian Scheidler, 2015.