Leserbrief zum Kommentar Schwieriger Umstieg in der Süddeutschen Zeitung vom 27. Februar 2017
Was qualifiziert eigentlich Herrn Fritscher dafür, Kommentare zum Thema Verkehr in einer anspruchsvollen Tageszeitung wie der SZ zu schreiben? Da wird den Stadtradlern schnell unterstellt, bei ihren Kilometerangaben zu betrügen – schließt da jemand von sich auf andere und vergisst dabei, dass es auch ehrliche Menschen gibt? – und die vielen Busse fahren bei Herrn Fritscher natürlich leer durch die Gegend. Ich bin den Winter über fast täglich ein- oder zweimal Bus gefahren und war nur ganz selten mal auf einem Teilstück einziger Fahrgast. Kommentare auf diesem Niveau wären auf jeden Fall besser in der ADAC-Motorwelt aufgehoben! Aber nicht alle Landkreisbürger wollen das Vierseenland zur Motorwelt verkommen lassen und haben längst verstanden, dass das Auto nicht die Zukunft unserer Mobilität darstellen wird.
Dass beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur so wenig vorangeht, liegt auch weder an den vielen Hindernissen, die Herr Fritscher ausgemacht hat, noch an den angeblich so astronomischen Grundstückspreisen, hinter denen sich Herr Roth so gerne versteckt. Es liegt vielfach am fehlenden politischen Willen. Oder hat schon jemand von einer neuen Straße gehört, die nicht gebaut werden konnte, weil der Grund zu teuer war? Was hindert Landkreis und Gemeinden denn eigentlich daran, alltagstaugliche Radwege auf bestehenden Feld- und Waldwegen anzulegen, und was spricht dagegen, bestehende Autostraßen den Radfahrern zurückzugeben? Die Grünsinker Straße in Weßling zeigt, dass das geht! Aber warum braucht man die alte Staatsstraße durch Unter- und Oberbrunn immer noch für Autos, obwohl daneben die neue Umgehung verläuft? Auch die Römerstraße von Gauting nach Gilching könnte man für Radler und die wenigen Anwohner reservieren und schon hätte man einen wunderbaren Fahrradschnellweg!
In das Straßennetz wurde in den letzten Jahren genug Geld gesteckt, das anderswo fehlt. Weßling hat jetzt eine Umgehungsstraße, auf der niemand fährt und für den Betrag, den der anstehende Ausbau der A 96 auf sechs Fahrspuren kosten wird, könnte man den ganzen Landkreis mit einem Radwegnetz ausstatten – und das nicht erst in 25 Jahren!
Gerhard Sailer
Mobilitätswende Weßling