von Gerhard Hippmann für Unser Dorf heute
Seit 1960 hat sich der Kraftverkehr in Deutschland verzehnfacht. Heute werden jährlich unfassbare 600 Milliarden Kfz-Kilometer auf deutschen Straßen zurückgelegt – das 4000-fache der Entfernung zur Sonne. Dabei ist die Autoabhängigkeit in unserer Region besonders ausgeprägt: In der Gemeinde Weßling gibt es mehr Kraftfahrzeuge als volljährige Einwohner. Doch auch hier leben bewusst nachhaltig mobile Menschen wie zum Beispiel Herbert Karzel aus dem Ortsteil Weßling.
Herbert arbeitet im 24 Kilometer und 250 Höhenmeter entfernten Irschenhausen, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schlecht erreichbar ist. Ein so weiter Arbeitsweg lässt sich auch kaum regelmäßig mit dem Fahrrad bewältigen. Deshalb nutzt Herbert seit 2010 bevorzugt Pedelecs, zunächst in der normalen Variante, seit 2015 als schnelles S-Pedelec. Mittlerweile hat er damit mehr als 50.000 Kilometer zurückgelegt und radelt an etwa 180 Tagen im Jahr zur Arbeit – dank hochwertiger LED-Beleuchtung und Funktionsbekleidung auch bei Dunkelheit, Kälte, Regen und Schnee.
Während gewöhnliche Pedelecs nur bis 25 km/h elektrisch beim Treten unterstützen, hört der eingebaute Rückenwind bei den leistungsstärkeren S-Pedelecs erst bei 45 km/h auf. Da sie verkehrsrechtlich jedoch nicht einem Fahrrad, sondern einem Kleinkraftrad gleichgestellt sind, sind einige wesentliche Unterschiede zu beachten. So sind Führerschein (Klasse AM), Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und Helm verpflichtend vorgeschrieben, während Radwege, Anhänger und Spikereifen nicht benutzt werden dürfen. Wer Pedelecs im Alltag nutzt sollte übrigens einen fähigen Fachbetrieb kennen, weil Reparaturen nicht immer selbst durchgeführt werden können.Für Herbert überwiegen dennoch die Vorteile, denn mit dem S-Pedelec braucht er für den Weg zur Arbeit inklusive Umziehen und Duschen nur etwa 20 Minuten länger als mit dem Auto. Dieser Unterschied ist freilich geschenkt, weil er sich gleichzeitig viel Zeit und Geld für sportliche Betätigung und Kfz-Unterhalt spart. Das S-Pedelec stellt für Herbert daher das optimale Pendel-Verkehrmittel dar. In der Freizeit ist er hingegen lieber mit Fahrrädern ohne elektrische Unterstützung unterwegs.
Obwohl die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland weniger als zehn Kilometer lange Arbeitswege hat, fahren nur neun Prozent mit dem Fahrrad zur Arbeit. Da ist noch viel Luft nach oben für menschen- und umweltfreundliches Pendeln mit dem Fahrrad, Pedelec oder S-Pedelec. Erfreulicherweise wird dieser Trend von immer mehr Arbeitgebern gefördert, indem sie ihren Mitarbeitern steuerlich begünstigte Diensträder sowie überdachte Fahrradabstellanlagen, Duschen und Umkleideräume anbieten.
Haben Sie schon darüber nachgedacht, Dieselgate, Dauerstau und Parkplatznot hinter sich zu lassen, für Alltagswege vom Auto auf ein ressourcenleichtes Zweirad aufzusteigen und damit einen wirklich wirksamen Beitrag zu Verkehrsberuhigung und Klimaschutz zu leisten? Lassen Sie sich von Herbert inspirieren!