Archiv des Autors: Gerhard Hippmann

Endlich mehr und bessere Radlständer am Bahnhof

von Gerhard Hippmann für UNSER DORF heute

Auf der Bürgerversammlung 2012 beantragte die damals neu gegründete Mobilitätswende Weßling eine Erneuerung der Fahrradabstellanlagen am S-Bahnhof Weßling. Denn schon damals waren die alten Radlständer weder quantitativ noch qualitativ akzeptabel. Doch durch den von der DB immer wieder vertagten Bahnhofsumbau und viele bürokratische Hürden konnte das Projekt erst in diesem Jahr realisiert werden.

Sanierte und erweiterte Abstellanlagen am Bahnhof

Immerhin stand dadurch viel Zeit für eine sorgfältige Planung zur Verfügung: Um das städtebauliche Ensemble aus Bahnhofsgebäude und -platz zu erhalten, wurden die vorhandenen Überdachungen lediglich saniert und geringfügig erweitert. Darüber hinaus werden im Sommer auf dem jahrzehntelang ungenutzten Grundstück zwischen Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig neue, überdachte Anlagen mit 135 zusätzlichen Abstellplätzen errichtet. Weitere 36 Plätze sind am nördlichen Zugang zum Bahnsteig geplant; diese können jedoch erst nach dem Umbau des Bahnhofs errichtet werden.

Planung für die sanierten und neuen Fahrradabstellanlagen am Bahnhof

Für kinderleichte Benutzbarkeit sind alle neuen Fahrradparker ebenerdig ausgeführt. Die gewählten Modelle zeichnen sich durch hohe Standfestigkeit, Ansperrmöglichkeit am Rahmen und ausreichend große Seitenabstände aus. Fast alle Abstellplätze sind mit Überdachung und Beleuchtung ausgestattet. Optimale Voraussetzungen also, um für die Fahrt zum Bahnhof das effizienteste aller Verkehrsmittel zu nutzen.

Laut Prognose des MVV wird der Bedarf an Fahrradabstellplätzen am Weßlinger Bahnhof weiter steigen. Entsprechende Erweiterungen, eventuell auch mit abschließbaren Fahrradboxen, sind am östlichen Ende des Bahnsteigs angedacht, wo im Rahmen des Bahnhofsumbaus ein neuer, barrierefreier Zugang entstehen wird. So wird die Kombination von Fahrrad und S-Bahn noch attraktiver werden.

Nun, da für Millionen von Menschen in Ländern wie China oder Indien die Wünsche nach Beschleunigung wahr werden, merken wir, dass sich eine Art der Mobilität verallgemeinert, die nicht verallgemeinert werden kann.

Aus dem Buch Auf Kosten Anderer? des I.L.A. Kollektivs, 2017.

Kidical Mass 2024

Am 4. Mai fand die dritte Kidical Mass in der Gemeinde Weßling statt. Bei schönem Radlwetter demonstrierten 52 Kinder und Erwachsene für ein kindgerechtes Straßenverkehrsrecht und eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Verkehrsinfrastruktur. Erstmalig wurde der neue, bestens geeignete Schulhof als Start- und Zielort genutzt. Die 6,7 km lange Route verlief entlang der wichtigsten Schulwege, aber auch auf der Staatsstraße 2349 bzw. Hauptstraße. Während einer Pause am ehemaligen Schulhof Oberpfaffenhofen durften die Teilnehmer:innen Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Oberpfaffenhofen und der Polizei bestaunen und probesitzen. Außerdem sorgte einmal mehr die seltene Gelegenheit, ohne Gefährdung durch den Kfz-Verkehr durch die Gemeinde zu radeln, für viel Vergnügen und ein echtes Aha-Erlebnis. Bevor schließlich die freundlicherweise vom VCD FFB-STA finanzierte, mit PV-Strom vom Schulhausdach betriebene Hüpfburg für große Begeisterung sorgte, nahmen Sandra Bonelli und Tassilo Wanner in einer kurzen Kundgebung Stellung zur aktuellen Situation von selbständig mobilen Kindern.

In diesem Jahr fordert die Kidical Mass die Umsetzung vier kurzfristiger Maßnahmen, die besonders einfach und kostengünstig realisierbar sind:

  1. Ausweisung des östlichen Steinebacher Wegs als Schulstraße (an Schultagen von 7:30 bis 8:00 Uhr für den Kfz-Verkehr gesperrt). Auf diese Weise kann insbesondere der äußerst gefährliche Abschnitt zwischen Kirche und Max-Doerner-Weg sicher gestaltet werden.
  2. Ausweisung der Route Ettenhofener Straße-Steinebacher Weg als Fahrradstraße, sodass Kinder mit oder ohne Begleitung durch ihre Eltern sicherer zur Schule und zum Sportplatz radeln können. Diese Fahrradstraße wurde vom Gemeinderat am 23. Januar 2018 befürwortet, aber am 27. September 2022 knapp abgelehnt.
  3. Erweiterung des verkehrsberuhigten Bereichs Höhenrainäcker um die Kolpingstraße, um wenigstens einen in hohem Maße sicheren und kindgerechten Weg zu Schule und Sportplatz zu schaffen. Diese Maßnahme wurde am 25. Juli 2023 vom Gemeinderat beschlossen, aber bis heute noch nicht umgesetzt.
  4. Realisierung des einseitigen Fahrradschutzstreifens in der nordöstlichen Gautinger Straße, der am 21. September 2021 und am 23. Januar 2024 vom Gemeinderat befürwortet, aber von der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt bis heute nicht genehmigt wurde.
Kurzfristige Maßnahmen der Kidical Mass 2024

Darüber hinaus fordert die Kidical Mass die Realisierung des in der Gemeinderatssitzung am 28. März 2023 vorgestellten langfristigen Schulwegekonzepts für den östlichen Steinebacher Weg und den Uferweg. Dieses ist mit der aktuellen Situation und den kurzfristigen Maßnahmen 2 bis 4 kompatibel, während die Schulstraße damit entbehrlich würde. Da die Planung bereits vorliegt, kann sie durch einfachen Gemeinderatsbeschluss zur Umsetzung gebracht werden.

Da ist die unendliche Kraft des Neins. Jemand, der eigentlich überhaupt keinen Gestaltungsanspruch hat und vielleicht auch gar kein Gestaltungsvermögen, hat im politischen Betrieb einfach dadurch eine Machtposition, dass er verhindert und nein sagt.

Aus dem Interview „Da ist die unendliche Kraft des Neins“ mit Uwe Schneidewind in Futurzwei Nr. 28 vom 12. März 2024.

Rückblick auf das elfte Jahr

Seit nunmehr elf Jahren setzt sich die Mobilitätswende für nachhaltige und menschenfreundliche Mobilität in der Gemeinde Weßling ein. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Aktivitäten im vergangenen Jahr 2023.

Business Ridesharing

Am 28.10.2020 hatte der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Mobilität beschlossen, die in der Gemeinde tätigen Unternehmen durch betriebliches Mobilitätsmanagement zu unterstützen. Eine daraus resultierende Maßnahme war die Einführung von Business Ridesharing, welches in 2022 entwickelt und in 2023 eingeführt wurde. Seit Mai steht den Mitarbeiter:innen des DLR Oberpfaffenhofen, der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg und den Gemeindeverwaltungen Gilching und Weßling die App-basierte Mitfahrplattform SAMi zur Verfügung. Sie ermöglicht flexibel und in Echtzeit die Bildung von Fahrgemeinschaften, sodass die Kfz-Verkehrsbelastung durch Pendler:innen sinkt.

Rathaus-Carsharing

Eine weitere Möglichkeit zum Autoteilen wurde für alle Gemeindebürger:innen geschaffen: Seit April steht ein von der Energiegenossenschaft Fünfseenland bereit gestelltes E-Auto zur Verfügung, das von der Gemeindeverwaltung als Dienstfahrzeug genutzt wird. Darüber hinaus kann es von STATTAUTO-Mitgliedern gebucht werden (Artikel in Starnberger SZ und Kreisbote). Nach den ersten Monaten sieht es ganz so aus, als ob dieses Angebot gut angenommen wird. Das ist erfreulich, denn durch Carsharing können einige der gravierenden Nachteile privat genutzter Autos deutlich reduziert werden.

Tempo 30

Eine Senkung der zulässigen Geschwindigkeit innerorts auf 30 km/h macht den Straßenverkehr wesentlich sicherer und menschenfreundlicher. Gemäß einem Gemeinderatsbeschluss wurde im August die 30-Zone Kirchenstraße/Starnberger Feldweg in Hochstadt erweitert um Angerweg, Wiesenweg und Am Wiesmahtweg. Damit kam die Gemeinde dem wünschenswerten Ziel Tempo 30 auf allen Gemeindestraßen einen guten Schritt näher. Es ist höchste Zeit, dass endlich 30 km/h als Regelgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften eingeführt wird – denn diesbezüglich sind die Bürger:innen schon viel weiter als der Gesetzgeber.

Buswartehäuschen

Nach jahrelanger Verzögerung wegen ausstehender Genehmigung des Landratsamts konnte in 2023 endlich ein Unterstand für die Haltestelle Neuhochstadter Straße errichtet werden. Wegen Mindestabstandsvorgaben zur Kreisstraße wurde leider nur ein Häuschen in Richtung Hochstadt, nicht aber in Richtung Oberpfaffenhofen genehmigt. Dennoch ein Fortschritt zum Ziel, sukzessive alle Bushaltestellen der Gemeinde mit Unterständen auszustatten. Zwei weitere Bushäuschen wurden bereits am 11.05.2022 vom Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Mobilität beschlossen, aber bisher nicht realisiert.

Kidical Mass

Am 13. Mai fand zum zweiten Mal eine Kidical Mass in der Gemeinde Weßling statt. Bei unsicherem, letztendlich aber doch trockenem Wetter radelten knapp 70 Kinder und Erwachsene mit viel Vergnügen und ohne Lebensgefahr durch Kfz-Verkehr die Gautinger Straße, Hauptstraße und Ettenhofener Straße entlang. Selbst die begleitende Polizeistreife hatte sichtlich ihren Spaß an der Aktion, über die der Starnberger Merkur berichtete.

STAdtradeln, Radl Werkstatt, LaRa 1 und Radltag

Das STAdtradeln (seit 2011), die Radl Werkstatt (seit 2015) sowie das Leihlastenpendelec LaRa 1 (seit 2018) und der Radltag (seit 2019) der Nachbarschaftshilfe haben sich über die Jahre zu Institutionen entwickelt, welche die Radlkultur der Gemeinde Weßling prägen – und im Jahr 2023 weiterhin gepflegt wurden. Das ist einerseits erfreulich, liefert andererseits aber keine neuen Impulse mehr, um den für eine gelingende Mobilitätswende nötigen tiefgreifenden Wandel anzustoßen.

Fahrradabstellanlagen

Die im Jahr 2023 neu errichteten Fahrradabstellanlagen für die Gebäude Nr. 32 und 34 a/b in der Hauptstraße, das Freizeitheim und die neue Schule wurden bereits in einem eigenen Beitrag gewürdigt. Jedoch konnte die ebenfalls für 2023 beschlossene Sanierung und Erweiterung der Abstellanlagen am Bahnhof leider nicht realisiert werden, weil es formale Unstimmigkeiten mit der Förderung gab. Erfreulicherweise sieht es mittlerweile aber (wieder) ganz so aus, als ob dieses für die Radler:innen der Gemeinde wichtigste Projekt in 2024 umgesetzt werden wird.

Straßen- und Brückensanierung

Vom 18. April bis zum 4. August wurde die Brücke Hauptstraße-Steinebacher Weg saniert. Wegen der damit verbundenen Vollsperrung wurden in dieser Zeit der Meilinger Weg und die Grünsinker Straße zu Einbahnstraßen erklärt. Die anschließenden Straßenbauarbeiten im Schulumfeld zogen sich noch bis Anfang September hin. Während dieser mehr als vier Monate zur Hauptfreizeitradlsaison waren wichtige Radrouten zugunsten von Kfz-Umleitungen unterbrochen und/oder mit starkem Kfz-Verkehr belastet. Trotz zahlreicher Beschwerden und Hinweise gelang es dem ausführenden Bauunternehmen, der Gemeinde und der unteren Verkehrsbehörde bis zuletzt weder eine sichere Führung, noch eine verständliche Umleitung für den Radverkehr herzustellen. Hier wurde auf frappierende Weise deutlich, wie weit Gemeinde und Landkreis von echter Fahrradfreundlichkeit entfernt sind, zumal ihnen die AGFK Bayern vorbildliche Leitfäden für Baustellen und Umleitungen zur Verfügung stellt.

Kommunalpolitik

Nach ziemlich vielen Fortschritten in den Jahren 2020 und 2021 hatte es 2022 einige herbe Rückschläge in der gemeindlichen Politik gegeben. Über Jahre entwickelte, essenzielle Maßnahmen auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Gemeinde wurden von einer fraktionsübergreifenden Autolobby im Gemeinderat verhindert. Um weitere Fehlentscheidungen zu vermeiden wurde das politische Engagement für nachhaltige Mobilität in 2023 weitgehend zurückgefahren und vorwiegend bereits laufende Projekte fortgeführt.

Negativ schlagen folgende Punkte zu Buche:

Außerdem wurde in mehreren Gemeinderatssitzungen die mittlerweile realisierte Schulwegplanung beraten. Dabei wurde einmal mehr in langwierigen Diskussionen das vom Verkehrsplanungsbüro erarbeitete Konzept weitgehend entkernt und durch ein Sammelsurium von Einzelmaßnahmen aus Windschutzscheibenperspektive ersetzt. Fortschritte in Richtung kindgerechte und menschenfreundliche Mobilität, wie die Sperrung des Uferwegs für den Kfz-Verkehr, wurden ersatzlos gestrichen. Selbst die Ausweisung des östlichen Steinebacher Wegs als für den Kfz-Verkehr freigegebene Fahrradstraße fand nur aufgrund dringender Empfehlung des Planers eine Mehrheit.

Sonstiges

In einem Leserbrief nahm die Mobilitätswende zu einem Bericht der Starnberger SZ über Taxis als Linienbusersatz Stellung. Außerdem lieferte sie Beiträge zu UNSER DORF heute über den Swipe+Ride-Tarif sowie die GehCheck-App. Mit letzterer gelang eine umfangreiche Sammlung von Mängeln und Verbesserungsvorschlägen für den Fußverkehr in der Gemeinde Weßling.

Fazit

Im Jahr 2023 gab es in der Gemeinde durchaus einige Fortschritte in Richtung nachhaltige Mobilität, die allerdings bereits in den Vorjahren auf den Weg gebracht worden waren. Neue Projekte wurden indes nicht initiiert. Schwerer wiegen freilich geglückte Anschläge auf die Verkehrswende, die die ungünstigen Randbedingungen vor Ort festschreiben. In erster Linie sind hier auf Landesebene der Radentscheid Bayern und auf Bundesebene die Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes hervorzuheben, welche jeweils durch machtpolitische Manöver zu Fall gebracht wurden. Zudem ist aufgrund des aktuellen Rechtsrucks zu erwarten, dass sich das verkehrspolitische Klima in absehbarer Zeit eher noch verschlechtern wird. Insgesamt also keine guten Aussichten für menschenfreundlichere Mobilität in der Gemeinde Weßling.

Die Sicherheit, die sich Leute in Autos nehmen, bedeutet Unsicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer:innen. Man sehe sich nur einmal an, wie kleine Kinder sich in Städten benehmen müssen. Nicht rennen. Immer gucken. Langsam. Warten. An der Hand. Autos bedeuten für sie Unfreiheit.

Aus dem Beitrag Feministische Mobilität von Elsa Koester im Buch Linksverkehr, 2021.

Neue Radlständer in Hochstadt und Weßling

Zum Ende des verkehrspolitisch ziemlich hoffnungslosen Jahres 2023 noch eine gute Nachricht: In der Gemeinde Weßling gab es in diesem Jahr große Fortschritte bei den Fahrradabstellanlagen.

So wurden die drei neuen Gebäude Nr. 32 und 34 a/b in der Hauptstraße (Post, Bäckereifiliale) mit insgesamt 23 Anlehnbügeln (46 Abstellplätze) ausgestattet. Diese Radlständerbauart ist zwar nicht optimal in ihrer Funktion, wird von Architekt:innen allerdings bevorzugt geplant, wohl weil sie am wenigsten optische Unruhe verursacht. Immerhin erlaubt sie in Kombination mit einem Fahrradschloss diebstahlgeschütztes Abstellen fast aller Fahrradtypen.

12 Abstellplätze für das Freizeitheim

Nach jahrelanger Vorbereitung wurde diesen Sommer auch eine Abstellanlage für das Freizeitheim in Hochstadt errichtet. Ein Teil der zwölf ADFC-zertifizierten Radlständer wurde von UNSER DORF e.V. gespendet, und die gelungene Einpassung in das abschüssige Gelände wurde von Gemeinderat Martin Deuflhart umgesetzt – vielen Dank!

Im Zuge des Neubaus der Grundschule wurden außerdem Abstellanlagen mit ausreichend vielen, qualitativ hochwertigen Radlständern für Schüler:innen und Sportler:innen geschaffen. Im Nebengebäude der Schule stehen 30 Abstellplätze zur Verfügung. Hier wurde der Seitenabstand ausnahmsweise auf 40 cm reduziert, weil das für Kinderfahrräder ausreicht und so mehr überdachte Plätze realisierbar sind. Weitere 36 Radlständer wurden am südlichen Rand des Schulhofs aufgestellt – hier leider ohne Überdachung. Schließlich wurden auch die nahe gelegenen Radlständer unter dem Vordach der Sporthalle durch 29 hochwertige Parker ersetzt.

Insgesamt sind das deutliche Schritte nach vorne, die das Radeln in der Gemeinde spürbar attraktiver machen. Darüber hinaus besteht weiterhin begründete Hoffnung, dass die Fahrradabstellanlagen am Bahnhof im kommenden Jahr endlich saniert und erweitert werden.

Unvorstellbar, für alle Erdbewohner:innen das gleiche Recht auf Automobilität zu verwirklichen. Schon die 20 Prozent Privilegierten richten die Ökosysteme zu Grunde.

Aus dem Beitrag Solidarische Mobilität & Verkehrspolitik mit links von Sabine Leidig im Buch Linksverkehr, 2021.

Wie geht’s in der Gemeinde Weßling?

von Gerhard Hippmann für UNSER DORF heute

„Fußgänger haben keine Lobby“ wird oft behauptet. Das stimmt so allerdings nicht: Bereits seit 1985 vertritt der Fachverband Fußverkehr Deutschland (FUSS e.V.) die Interessen von Fußgänger:innen in Deutschland. Ihm gelang es vor einigen Jahren etwa, die legale Nutzung von Gehwegen für E-Roller zu verhindern.

Mit der in Kooperation mit dem Umweltbundesamt entwickelten GehCheck-App stellt der FUSS e.V. eine kostenfreie Smartphone-App zur Verfügung, die auch in der Gemeinde Weßling dazu dienen kann, Mängel, Verbesserungsvorschläge sowie Lob von Fußgänger:innen zu sammeln und öffentlich zu machen. Dabei kommt das Crowdsourcing-Prinzip zum Einsatz, das heißt alle dürfen mitmachen.

Die GehCheck-App lässt sich aus den bekannten Stores installieren. Nach einmaliger Benutzerregistrierung kann es gleich losgehen: Tippen auf „Neue Meldung“ startet die Eingabe einer neuen Meldung in drei Schritten. Zuerst ist der Ort einzugeben; dazu kann die aktuelle Position des Smartphones übernommen, oder bei Bedarf angepasst werden. Dann besteht die Möglichkeit, bis zu drei neue oder bereits gespeicherte Fotos hinzuzufügen. Anschließend ist eine Kategorie für die Meldung auszuwählen. Darüber hinaus kann eine Erläuterung und ein Verbesserungsvorschlag ergänzt werden. Schließlich können durch Tippen auf „Übersicht“ sämtliche Eingaben geprüft und mit „Abschicken“ in die GehCheck-Datenbank hochgeladen werden. Alle Meldungen sind im Internet unter gehcheck.werdenktwas.de einsehbar.

Als diese Zeilen geschrieben wurden, gab es in der Gemeinde Weßling 29 GehCheck-Meldungen. Ein großer Teil davon betraf die Einrichtung bzw. Verbesserung von Zebrastreifen oder Querungshilfen. Hier liegt einiges im Argen, weil Fußgängerüberwege von den zuständigen Behörden im Landkreis Starnberg meist als Gefahrenquelle bewertet und abgelehnt werden. Weitere Meldungen beschreiben etwa Stolperstellen auf Gehwegen, fehlende Bordsteinabsenkungen und zu schmale oder häufig von Kfz befahrene Gehwege.

Nutzen auch Sie die GehCheck-App und helfen Sie mit, Weßling zur fußgängerfreundlichen Gemeinde zu machen! Weitere Infos: www.fuss-ev.de/gehcheck-app