Der Bau eines neuen Drogeriemarkts im Gewerbegebiet Argelsrieder Feld ist beschlossene Sache. Der Standort mit Doppelnutzung des Discounter-Parkplatzes (Aldi) und guter Radverkehrsanbindung erscheint auf den ersten Blick vorteilhaft. Doch die zu erwartenden Auswirkungen auf Mobilität und Ortsentwicklung deuten auf eine folgenschwere Fehlentscheidung hin.
Die Ansiedlung von Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf in ortskernfernen Gewerbegebieten folgt der autogerechten Stadtplanung, nach der Wohnen, Einkaufen und Arbeiten räumlich getrennt und durch Kfz-Nutzung erschlossen wurden. Obwohl dieses Konzept längst als Irrweg erkannt wurde, wird es noch immer vielerorts umgesetzt. In diesem Sinne steht der Drogeriemarkt einer Realisierung der zeitgemäßen Idee einer 15-Minuten-Gemeinde Weßling diametral entgegen: Da der Standort für die Bürger:innen fußläufig nicht erreichbar ist, wird statt nachhaltiger Mobilität der Kfz-Verkehr gefördert.
Drogeriemarktstandort und 15-Minuten-Aktionsradien für Fuß- und Radverkehr
Darüber hinaus sind die zu erwartenden Auswirkungen auf die Ortsentwicklung verheerend, denn in der Gemeinde Weßling lassen sich drei unterschiedliche Stadien des Ortskernsterbens beobachten: In Hochstadt ist der Prozess bereits abgeschlossen, während er in Oberpfaffenhofen im vollen Gange ist und in Weßling noch am Anfang steht. Es liegt auf der Hand, dass der Drogeriemarkt hierbei als Brandbeschleuniger wirken wird. Insbesondere wird die Konkurrenzsituation zum bestehenden, zentral im Ortsteil Weßling gelegenen Edeka-Markt verschärft, dessen Standort die üblicherweise für einen Vollsortimenter geforderten Mindestkenngrößen (Ladenfläche, Stellplatzanzahl) bei Weitem nicht erfüllt. Eine Geschäftsaufgabe des wichtigsten Treffpunkts im Ort hätte zweifellos dramatische Auswirkungen auf das gemeindliche Leben bzw. Sterben.
Was nun bleibt ist die Hoffnung, dass sich diese Befürchtungen als unbegründet erweisen werden.
Der ADAC hat mittlerweile mehr Mitglieder als die katholische Kirche.
Neue Fahrradabstellanlage S1 am Bahnhof: 23 AbstellplätzeSanierte Fahrradabstellanlage S2 am Bahnhof: 16 überdachte AbstellplätzeSanierte und erweiterte Fahrradabstellanlage S3 am Bahnhof: 80 überdachte AbstellplätzeRadltag der NachbarschaftshilfeKidical MassSTAdtradel-Ergebnisse seit 2011Mitfahrbank in WeßlingMitfahrbank in HochstadtUmzug der Radl WerkstattNeue Radl WerkstattNeue Beleuchtung der Fahrradabstellanlage S3 am BahnhofNeue Fahrradabstellanlage S5 am Bahnhof: 135 überdachte AbstellplätzeAmpeltrittbrett an der DLR-ZufahrtBushaltestelle mit DFIVerkehrszählung in der Hauptstraße: Ergebnisse seit 2015Bordsteinabsenkung Etterschlager Straße/Am Katzenstein westBordsteinabsenkung Etterschlager Straße/Am Katzenstein ost
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Aktivitäten der Mobilitätswende in ihrem zwölften Jahr 2024.
Fahrradabstellanlagen
Das mit Abstand bedeutsamste Ereignis für nachhaltige Mobilität in Weßling war die Sanierung und Erweiterung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof. Endlich gibt es am wichtigsten Ziel in der Gemeinde quantitativ und qualitativ hervorragende Radlständer. Nach zwölf Jahren beharrlicher Projektarbeit war das Vorhaben zuletzt selbst durch die angespannte Finanzsituation der Gemeinde nicht mehr zu stoppen, weil sonst umfangreiche Fördergelder und wertvolle Gestattungsverträge verfallen wären. Zudem war Weßling der letzte S-Bahnhof im Landkreis STA, an dem die Fahrradabstellanlagen noch nicht saniert worden waren. Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie; neben der optimalen Nutzbarkeit hat auch die optische Erscheinung viel Anerkennung von Bürger:innen erhalten.
Fünfte Verkehrszählung
Nach den Herbstferien führte die Mobilitätswende zum fünften Mal Verkehrszählungen in der Hauptstraße auf Höhe Post und Autohaus Widmann durch. Die Ergebnisse bestätigen den abnehmenden Trend auf mittlerweile 44 % bzw. 49 % weniger Kfz als vor der Eröffnung der Westumfahrung. Bei den gemessenen Fahrgeschwindigkeiten war hingegen erstmalig eine leichte Verschlechterung zu beobachten. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit die Verkehrsbelastung durch die bevorstehende Neugestaltung der Hauptstraße weiter reduziert werden kann.
Kidical Mass
An der dritten Kidical Mass in Weßling am 4. Mai nahmen 52 Kinder und Erwachsene teil. Schönes Radlwetter und Hüpfburg sorgten für beste Stimmung. Allerdings konnten bislang weder die kurzfristigen, noch die langfristigen Forderungen für sicherere Schulwege mit den Betroffenen bzw. Verantwortlichen diskutiert werden. Das ist bedauerlich, weil durch die vorgeschlagenen Maßnahmen mit wenig Aufwand große Fortschritte erreicht werden könnten.
Radl Werkstatt
Seit 2015 reparieren ehrenamtliche Schrauber in der Radl Werkstatt Fahrräder für geflüchtete und einheimische Gemeindebürger:innen. In der Sommerpause musste die vor vier Jahren bezogene Doppelgarage beim Kinderhaus Regenbogen kurzfristig wegen Vermietung an eine externe Kita geräumt werden. Als neuen Standort stellte die Gemeinde ein gut geeignetes Klassenzimmer der ehemaligen Grundschule Oberpfaffenhofen zur Verfügung. Dank Heizung ist nun auch ein Betrieb im Winter möglich.
STAdtradeln und Radltag
Beim STAdtradeln 2024 radelten für die Gemeinde Weßling 359 Teilnehmer:innen in 18 Teams 67.126 km weit. Das ist das zweitniedrigste Ergebnis der letzten zwölf Jahre; anscheinend wird hier der insgesamt rückläufige Radverkehr sichtbar. Erfreulich ist aber, dass diesmal die Grundschule das größte Team mit 101 Radler:innen stellte, welches insgesamt 1157 Fahrten beitrug.
Als weitere feste Institution der gemeindlichen Radlkultur fand am 13. April der sechste Radltag der Nachbarschaftshilfe statt. Einmal mehr fanden Radlflohmarkt, Radl Werkstatt und ADFC-Fahrradcodierung großen Zuspruch.
Kommunalpolitik
Nicht zuletzt durch das Großprojekt Fahrradabstellanlagen am Bahnhof und die angespannte Haushaltslage spielte nachhaltige Mobilität in der Gemeindepolitik des vergangenen Jahres kaum eine Rolle. Immerhin wurden am 23. Januar einige kleinere Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in der Gautinger Straße beschlossen. Diese wurden bisher allerdings genauso wenig umgesetzt, wie die bereits im Juli 2023 beschlossenen verkehrsberuhigten Bereiche in der südwestlichen Ettenhofener Straße, der Neuhochstadter Straße und der Kolpingstraße. Zu letzteren fand am 8. März eine Infoveranstaltung statt, bei der einige Anwohner:innen mit großer Vehemenz Stimmung gegen geringfügige Einschränkungen des Kfz-Verkehrs machten, ohne von der damit verbesserten Aufenthaltsqualität und Sicherheit für Fußgänger:innen auch nur Notiz zu nehmen.
Eine wahrscheinlich folgenschwere Fehlentscheidung traf der Gemeinderat am 27. Februar: In nichtöffentlicher Sitzung wurde beschlossen, die Errichtung eines Drogeriemarkts neben dem bestehenden Aldi-Markt im Argelsrieder Feld zu genehmigen. Da der Standort aus keinem der Ortsteile in akzeptabler Zeit fußläufig erreichbar ist, handelt es sich um ein Projekt im Sinne der aus der Zeit gefallenen autogerechten Stadtplanung, das dem zukunftsweisenden Konzept der 15-Minuten-Gemeinde diametral entgegenläuft. Diesen grundsätzlichen Makel können auch die vorgesehene Doppelnutzung des Parkplatzes und die gute Radverkehrsanbindung nicht heilen. Vielmehr wird so das Sterben der Ortsteilzentren Oberpfaffenhofen und Weßling angefacht, wie schon früher in Hochstadt geschehen.
Im Juli hob das gemeindliche Ordnungsamt die Freigabe für den Radverkehr auf dem Gehweg entlang des Badestrands auf. Diese Maßnahme erfolgte ohne Beratung oder Beschluss des Gemeinderats und wurde mit verbesserter Sicherheit für den Fußverkehr begründet. Zwar ist die Entscheidung im Prinzip nachvollziehbar, in der Praxis ist jedoch kaum damit zu rechnen, dass sich ausgerechnet die Rücksichtslosen an die geänderten Regeln halten. Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr und sie begleitende Aufsichtspersonen dürfen nach StVO §2 Abs. 5 freilich weiterhin auf dem Gehweg radelnd den See genießen.
Seit Januar tagt monatlich ein neu gegründeter gemeindlicher Arbeitskreis Klima und Energie. Es handelt sich dabei um eine motivierte und kompetente Runde, die sich allerdings (wie die meisten solcher Initiativen) vorwiegend mit den Sektoren Strom und Wärme befasst, während Mobilität eher stiefmütterlich behandelt wird. Somit sind von dieser Seite leider kaum Impulse zu erwarten, die über die selbstverständliche Antriebswende hinaus gehen.
Seit dem Herbst sind sieben der insgesamt 13 Bushaltestellen in der Gemeinde Weßling mit DFI-Anzeigern (Dynamische Fahrgast Information) ausgestattet. Die sogenannten Haltestellentaschen zeigen die bevorstehenden Abfahrtzeiten an. Da es sich um mittels Mobilfunk übertragene Echtzeitdaten handelt, können dabei aktuelle Verzögerungen und Störungen berücksichtigt werden. So wird Busfahren inklusiver, einfacher und komfortabler. In Zukunft werden weitere DFI-Anzeigen am Bahnhof installiert werden.
Außerdem stellte die Gemeinde auch in 2024 weitere fehlende Bordsteinabsenkungen an der Einmündung Etterschlager Straße/Katzenstein her, sodass nun 18 von 30 erledigt sind.
In 2019 hatte UNSER DORF zwei Mitfahrbänke in Weßling und Hochstadt errichtet. Die Zielschilder wurden jedoch schon bald beschmiert und beklebt, und ihre Befestigung erwies sich als nicht robust genug. Daher wurden sie Ende Juli durch eine Neukonstruktion der Firma Metallbau Maier ersetzt. Die Mobilitätswende unterstützte durch Grafikdesign und Anbringung passender Klebefolien.
Zwar gab es in der Gemeinde Weßling im Jahr 2024 nur wenige Fortschritte in Richtung nachhaltige Mobilität, aber mit der wirklich gelungenen Sanierung und Erweiterung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof wurde dennoch besonders viel erreicht. Trotz verkehrspolitischem Stillstand in der Kommunalpolitik und fossilem Rollback auf Bundesebene könnte es im Jahr 2025 in ähnlicher Weise weiter gehen, denn eine ganze Menge Beschlüsse und Projekte warten noch auf Umsetzung durch die Gemeindeverwaltung. Darüber hinaus sind aus heutiger Sicht jedoch keine größeren Fortschritte mehr zu erwarten, zumal deutlich ein gesellschaftlicher Trend wahrnehmbar ist, planetare Grenzen einfach auszublenden – solange dies noch möglich ist.
Wollten alle auf der Welt so viele Autos haben wie wir, bräuchten wir über drei Milliarden zusätzliche Autos. Allein deren Bau würde unseren Planeten ruinieren.
Im November führte die Mobilitätswende die fünfte Verkehrszählung in der Hauptstraße durch. Die erste Zählung hatte im Jahr 2015 vor der Eröffnung der Westumfahrung stattgefunden, weitere in den Jahren 2017, 2019 und 2022, jeweils in den beiden Wochen nach den Herbstferien. So lässt sich die Entwicklung des Kfz-Verkehrsaufkommens in den letzten neun Jahren objektiv nachvollziehen.
Messstelle Post
In diesem Jahr wurde die Messung in der ersten Woche wegen deutlich abnormaler Randbedingungen (Ausfall der S-Bahn und Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung auf Höhe der Einmündung Uferweg) verworfen. Daher wurde die Zählung bei der Post ausnahmsweise in der dritten Woche, und beim Autohaus Widmann wie immer in der zweiten Woche nach den Ferien durchgeführt. In diesem Zeitraum herrschte der Jahreszeit entsprechendes Herbstwetter, welches sich in den letzten Tagen leicht winterlich entwickelte. Ferner gab es keine wesentlichen Beeinträchtigungen des Verkehrsgeschehens durch Sperrungen oder Behinderungen im umliegenden Straßennetz. Wie bei den ersten vier Messungen wurde das vom VCD Bayern zur Verfügung gestellte Verkehrszählgerät Sierzega SR4 an denselben Messstellen eingesetzt.
Dieses Jahr wurden bei der Post von Montag bis Freitag durchschnittlich 9.696 Kfz gezählt, das sind 8 % weniger als 2022 (10.592) und 44 % weniger als 2015 (17.301). Beim Autohaus Widmann lag die mittlere Kfz-Anzahl werktags mit 8.487 ebenfalls um 8 % niedriger als 2022 (9.251) und 49 % niedriger als 2015 (16.561).
Messstelle Widmann
Laut Agora Verkehrswende war das bundesweite Kfz-Verkehrsaufkommen im Jahr 2023 um 7 % geringer als im Vor-Corona-Jahr 2019. In der Hauptstraße war der Rückgang in diesem Zeitraum mit 19 % erheblich größer. Es ist unklar, wodurch diese grundsätzlich positive Entwicklung verursacht wurde. Am plausibelsten erscheint eine abnehmende Nutzung von Navigationsgeräten mit veralteten Kartendaten (ohne Umfahrung). Ein bewusster Umstieg auf verträgliche Verkehrsmittel in dieser Größenordnung kann im diesbezüglich rückständigen Landkreis STA hingegen sicherlich ausgeschlossen werden.
Weniger erfreulich ist übrigens, dass der Trend zu niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten nicht länger anhielt. So stieg erstmalig die durchschnittliche Geschwindigkeit gegenüber der letzten Messung bei der Post von 33 auf 34 km/h (13 % zu schnell) und beim Autohaus Widmann von 43 auf 45 km/h (10 % langsamer als erlaubt). Hier spielt möglicherweise die zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr eine Rolle.
Noch mehr Förderung für Autos, noch mehr Privilegien für die Nutzung oder gar noch mehr Straßen geht einfach nicht mehr. Da ist das Pulver verschossen.
Neue Abstellanlage zwischen Kfz-Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig
Ende Oktober war es endlich so weit: Die neue Fahrradabstellanlage zwischen Kfz-Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig wurde eröffnet. Nun stehen auf der Südseite der Gleise statt bisher 120 insgesamt 254 Abstellplätze, davon 231 überdacht, zur Verfügung. Alle Fahrradparker bieten hohe Standfestigkeit (keine Felgenknicker) und Rahmenansperrmöglichkeit auch mit kurzen Schlössern. Durch Beleuchtung, ausreichend große Seitenabstände und ebenerdige Ausführung (keine Doppelstockparker) sind sie jederzeit kinderleicht nutzbar sowie robust und langlebig.
Sanierte Abstellanlage am Bahnhofsvorplatz
Bereits im Dezember 2012 hatte die Mobilitätswende einen Bürgerantrag für die Erneuerung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof gestellt. Wegen dem von der Bahn immer wieder vertagten barrierefreien Umbau des Bahnhofs wurde das Projekt jedoch über viele Jahre nicht angegangen. Als im März dieses Jahres mit den Arbeiten begonnen wurde, war Weßling die letzte Landkreisgemeinde, die ihre Bike&Ride-Anlage am Bahnhof noch nicht modernisiert hatte. Entsprechend groß ist nun die Freude über die gelungene Generalsanierung und Erweiterung: Zahlreiche Bürger:innen haben bereits positive Rückmeldungen gegeben.
Sanierte Abstellanlage neben dem Bahnhof
Bei Konzeption und Vorplanung des Projekts war die Mobilitätswende Ideengeber und treibende Kraft. Insbesondere regte sie im Arbeitskreis mobil & lebenswert die Nutzung des jahrzehntelang ungenutzten Grundstücks neben dem Parkplatz an und erarbeitete in vielen Iterationen die nun umgesetzte Anordnung und Gestaltung der Anlagen. Im weiteren Projektverlauf waren umfangreiche Förderprogramme von Bund und Land, zielstrebige und kompetente Arbeit der Gemeindeverwaltung und nicht zuletzt die Unterstützung durch alle Gemeinderatsfraktionen entscheidend für die erfolgreiche Realisierung. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben!
Neue Abstellanlage neben dem Bahnhof
Die Ertüchtigung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof war die von Bürger:innen mit Abstand am häufigsten nachgefragte Maßnahme zur Attraktivierung des Radverkehrs in der Gemeinde. Nun sind endlich optimale Voraussetzungen geschaffen, um mit dem ressourcenleichtesten und effizientesten Verkehrsmittel zum Bahnhof zu fahren – ein echter Fortschritt in Richtung wirklich nachhaltige Mobilität!
Der Umzug von drei Werkbänken, mehreren Regalen, ca. 70 Fahrrädern und jeder Menge Ersatzteile und Werkzeug konnte (mit tatkräftiger Unterstützung von Brigitte und Peter Weiß – vielen Dank!) in zwei Tagen bewältigt werden. Nun hat sich die Radl Werkstatt in einem der Klassenzimmer im Erdgeschoss eingerichtet. Durch ausreichend Platz, gute Beleuchtung, Waschbecken, Toiletten und Heizung sind die Bedingungen optimal. Auch die zentrale Lage im Gemeindegebiet ist sicherlich vorteilhaft. Allerdings handelt es sich wohl nicht um eine dauerhafte Lösung, denn im Laufe des kommenden Jahres wird die Radl Werkstatt voraussichtlich erneut umziehen müssen, um eine andere Nutzung des Schulgebäudes zu ermöglichen.
Bevor die Radl Werkstatt im Sommer 2015 als Teil des Integrationspunkts Weßling gegründet wurde, gab es bereits zwei Radlreparaturaktionen: Zuerst als Teil des einmaligen Repair Cafés im Rahmen der dritten Klimaschutzwoche der SoKo im Oktober 2014, dann bei der Vorstellung der Gewerkhausidee von UNSER DORF im Mai 2015. Nicht zuletzt weil es im Ort nach wie vor keinen Radlladen gibt, hat sich die Radl Werkstatt mittlerweile zur festen Institution in der Gemeinde entwickelt. Heute setzen sich die Gäste in etwa zu gleichen Teilen aus Geflüchteten und Einheimischen zusammen, sodass im wahrsten Sinne des Wortes die Rede von einem Integrationspunkt sein kann.
In diesem Jahr zog die Radl Werkstatt bereits zum vierten Mal um. Zu Beginn war sie in den straßenseitigen Räumen des ehemaligen Feuerwehrhaus untergebracht, dann kurzfristig in der Bahnhofswartehalle, anschließend bis 2020 in den rückseitigen Räumen des Lernhauses und zuletzt für vier Jahre in der Doppelgarage hinter dem Gebäude. So wird deutlich, dass das Projekt nicht nur durch ehrenamtliche Radlschrauber, sondern auch durch von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten ermöglicht wird. In diesem Sinne gilt den Bürgermeistern und der Verwaltung ein besonderer Dank für ihre bald zehn Jahre anhaltende Unterstützung.
Ab dem zwölften September öffnet die Radl Werkstatt wie gewohnt an jedem Donnerstagabend (außer an schulfreien Tagen) von 18:00 bis 20:00 im Schulgebäude Oberpfaffenhofen. Schaut gerne vorbei!
Die Lösungen, die vollautomatisierte Fahrzeuge versprechen, gibt es viel einfacher und sogar billiger: Bekämpfung des Klimawandels, Verkehrssicherheit, mehr Teilhabe an Mobilität, und zwar für alle – das geht besser mit einer Verkehrswende. Dafür brauchen wir nicht Autos ohne Menschen, sondern Menschen ohne Autos.
Aus dem Beitrag Autos ohne Menschen von Gerrit Schrammen und Sabine Leidig im Buch Linksverkehr, 2021.