Archiv für den Monat: März 2017

Noch besser Busfahren in Weßling

von Gerhard Sailer für Unser Dorf heute

Bevor die Entscheidung für den Bau der Umgehungsstraße fiel, stellte Tobias Sailer ein alternatives Verkehrskonzept vor, mit dem die Zahl der täglichen Fahrten auf der Hauptstraße um 7.100 reduziert worden wäre. Einen wesentlichen Teil des Konzeptes stellte die Verbesserung des MVV-Busnetzes dar.

Die Umgehungsstraße erfüllt die von vielen in sie gesetzten Erwartungen nicht. Umso wichtiger ist es jetzt, vor allem den innerörtlichen Kfz-Verkehr zu reduzieren. Fünf Buslinien fahren den Bahnhof Weßling an. So kann man mit dem 947er im Halbstundentakt die Gewerbegebiete zwischen Argelsrieder Feld und Gilching erreichen, der 952er fährt stündlich von Gilching-Argelsried nach Inning und der 953er startet achtmal am Tag zu einer Runde um den Wörthsee. Von Montag bis Samstag verkehrt der 955er stündlich zwischen Weßling und Starnberg Nord.

Was will man denn mehr? Nun, die Busse werden zwar gut angenommen, aber es gilt die freien Plätze den vielen Weßlingern schmackhaft zu machen, die immer noch für Fahrten im Ort ins eigene Auto steigen. Zunächst: Es fehlt an Haltestellen! Die Weßlinger Ortsdurchfahrt ist gut einen Kilometer lang, aber alle Busse halten nur am Bahnhof. Zusätzliche Haltestellen Uferweg und Nelkenstraße würden auch die Bewohner des Höhenrainäcker im Westen und der Blumensiedlung im Osten an das Busnetz anbinden. Gäbe es auch noch eine Haltestelle in der Hauptstraße auf Höhe der Bahnunterführung, hätte man die Chance, den 955er doch noch zu erreichen, falls er einem am Bahnhof vor der Nase weggefahren ist.

Vorbildliche Bushaltestelle in Hadorf

Apropos Haltestellen: Weßling lässt die Busfahrgäste buchstäblich im Regen stehen! Es ist an der Zeit, die Stationen im Gemeindegebiet mit Wartehäuschen auszustatten, um Fahrgäste vor Wind und Wetter zu schützen. Gleichzeitig müssen die Zustiege barrierefrei gestaltet werden. In vielen Fällen würde ein Häuschen reichen, wenn ein Zebrastreifen das sichere Queren der Straße ermöglicht, um zum Bus auf der anderen Seite zu gelangen. Derart gestaltete Haltestellen würden auch verkehrsberuhigend wirken.

In der Bahnhofstraße behindern längsparkende Kfz den Bus-, Rad- und Fußverkehr – und verschandeln außerdem das Ortsbild

Die Bahnhofstraße erweist sich als neuralgischer Punkt für den Busverkehr. Durch ein Chaos von Radfahrern, Fußgängern und Autos bahnen sich die Busse ihren Weg. Für die Fahrer bedeutet das oft Zentimeterarbeit. Aber warum braucht man eigentlich immer noch all die Parkplätze aus einer Zeit, als noch kein Bus den Bahnhof anfuhr? Zu den dringendsten Hausaufgaben der Nahverkehrsplaner gehört es deshalb, durch Einrichten eines Halteverbots entlang der Bahnhofstraße Platz und Sicherheit zu schaffen für Busse, Radler und Fußgänger.

Ja, und schließlich warten wir immer noch darauf, dass die Verantwortlichen im Landratsamt dafür sorgen, dass alle Haltestellen in der Gemeinde einer Tarifzone zugeordnet werden, damit in Zukunft die 10 km lange Fahrt von Schule Hochstadt (Hort) nach Starnberg nicht mehr 5,60 € kostet, während z. B. die 30 km von Starnberg mit dem X900 nach Fürstenfeldbruck für 2,80 € zu haben sind …

Und wie schaut es bei Ihnen aus? Liegt ein Fahrplan griffbereit daheim oder ist eine gute App auf dem Smartphone installiert? Haben Sie den Bus schon mal in aller Ruhe ausprobiert? Dann ist es nicht mehr weit, bis Sie sich vor jeder Unternehmung fragen: „Geht das auch mit dem Bus?“

Verkehrsplanung für alle

Leserbrief zum Artikel Mit Bypass schneller zur B 2 in der Süddeutschen Zeitung vom 24. Februar 2017 und Leserbriefen

Wieder einmal geht man beim Straßenbau im Landkreis die uralten Wege: Für mehr Autos braucht man eine neue Straße, die man so durch die Landschaft legt, dass die vielen Autos möglichst schnell und sicher von der Stelle kommen. Fußgänger und Radfahrer könnte man, wie in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts üblich, in dunkle und enge Unterführungen schicken oder sie sollen sich über platzsparend geplante und deshalb steile Überführungen quälen. Und wenn Anlieger dafür keinen Grund hergeben wollen, dann gibt es halt irgendwelche Notlösungen, ganz egal, wie weit diese an den Bedürfnissen der Nicht-Autofahrer vorbeigehen.

Wer eine Karte lesen kann, erkennt auf den ersten Blick, dass die Wald- und Feldwege über Mamhofen und Hanfeld für Radfahrer und Fußgänger die einzige Möglichkeit darstellen, aus Hochstadt oder Oberbrunn nach Söcking und Starnberg zu kommen. Nachdem bei Mamhofen in Zukunft mehr Autos noch schneller fahren sollen, stünde für einen guten Verkehrsplaner fest: Dieser Rad- und Fußweg muss erhalten bleiben und sicher über die neue Straße geführt werden.

Es muss also eine Lösung für die Autos gefunden werden, nicht für die Radler und Fußgänger!

Wie könnte die ausschauen? Man legt die Straße bei Mamhofen auf der bestehenden Trasse tiefer, führt einen Weg für Radler und Fußgänger ebenerdig darüber hinweg und kann die erforderliche Brücke so breit anlegen, dass auch landwirtschaftliche Fahrzeuge, Reiter und, auf breiten Grünstreifen, auch Wildtiere eine Querungsmöglichkeit bekommen. Und nachts fliegen Fledermäuse und Eulen auch ohne Lärmschutzwall als Überflughilfe ungefährdet über die Straße hinweg.

Um den Weg alltagstauglich zu machen, müsste man ihn ab Hanfeld tatsächlich auf einer für Radfahrer ausreichenden Breite asphaltieren. Jenseits der Westumfahrung kann man ihn dann asphaltiert auf bestehenden Wegen bis zu einem bereits gebauten Begleitweg der Oberbrunner Umfahrung führen.

Aber leider gibt es im Landkreis halt keine guten und zukunftsfähigen Verkehrsplaner…

Gerhard Sailer
Mobilitätswende Weßling