Als der Bus nur viermal am Tag kam: „Öffentlich fahren geht gar nicht!“ Als der Bus stündlich fuhr: „Öffentlich fahren ist zu teuer und zu kompliziert!“ Und als das Deutschland-Ticket kam: „Was ist das…?“
Ja, tatsächlich gibt es kaum noch ein Argument, warum öffentlich fahren nicht möglich sein soll. Ganz ehrlich: Halten uns nicht nur alte Gewohnheiten, die eigene Bequemlichkeit und vielleicht die Angst davor, die eigene „Blase“ zu verlassen davon ab, öffentlich zu fahren?
Schließlich hat Weßling jetzt ein dichtes Busnetz in fast alle Richtungen und die S-Bahn sowieso. Von Starnberg oder München aus geht es dann mit Regionalzügen in alle Himmelsrichtungen weiter. Einmal in die Stadt, ein paarmal Besorgungen in der Nähe, ein Ausflug Richtung Berge und schon hat sich das Ticket rentiert!
Alte Freunde besuchen, mit den Enkelkindern einen Ausflug machen, eine Wanderung irgendwo im Landkreis unternehmen, mal wieder eine Ausstellung anschauen oder im Urlaub eine fremde Stadt mit Bus und Bahn erkunden: Alles ist plötzlich einfach und günstig! Und wann steigen Sie ein?
„Wisch und weg“ wäre so ein schöner Slogan gewesen für dieses Tarifangebot des MVV, ist aber leider schon lange geschützt, als Werbebotschaft für ein Küchentuch. Also musste es mal wieder Englisch sein und der MVV wirbt mit „swipe+ride“ für das Pilotprojekt zu einem elektronischen Tarif (kurz: eTarif).
Solange ich berufstätig war, hatte ich immer eine Karte für das gesamte Tarifgebiet. Doch dann kam der Ruhestands-Schock: Einzelticket oder Streifenkarte? Welche Zone brauche ich? Oder doch das Tagesticket? Karte kaufen und entwerten nicht vergessen! Als dann im letzten Sommer vorübergehend das 9€-Ticket kam, wurde mir bewusst, wie einfach und günstig öffentlicher Nahverkehr sein könnte, nein, sein müsste!
Dann wurde ich auf dieses swipe+ride aufmerksam und ich beschloss, es zu testen. Klang nach „einfacher“ und vielleicht sogar „günstiger“. Vor allem dieses „einfacher“ wäre für mich, der ich jetzt nur noch Gelegenheitsnutzer des MVV bin, ein wichtiges Argument, um meine Wege öffentlich zurückzulegen und das Auto stehen zu lassen!
Also registriere ich mich als Pilotkunde, erhalte einen Zugangscode, lade mir die kostenlose FTQ Lab-App auf mein Smartphone und richte ein Zahlungsmittel ein (Kreditkarte oder SEPA-Lastschrift). Jetzt findet die App die jeweils nächstgelegene Haltestelle und bevor ich einsteige brauche ich nur einen grünen Start-Knopf von links nach rechts wischen, schon habe ich ein gültiges Ticket. Beim Umsteigen brauche ich nichts zu machen, erst nach dem Aussteigen ziehe ich einen roten Stopp-Knopf von rechts nach links und kurze Zeit später erscheint eine Übersicht meiner Fahrt mit dem berechneten Preis, der sich aus einem Grundpreis für jede Fahrt und aus einem Preis für jeden zurückgelegten Luftlinien-Kilometer zusammensetzt.
So gerüstet breche ich zu meiner ersten Fahrt nach München auf und, oje: „berechneter Preis: 12,40 €“! Das Tagesticket hätte nur 10,10 € gekostet. Dabei profitiere ich sogar noch vom sogenannten „Tagesdeckel“, das ist der Höchstsatz, den das System für Fahrten an einem Tag berechnet. Nach drei weiteren Fahrten muss ich im November insgesamt 21,94 € bezahlen, die günstigste Variante im Normaltarif hätte nur 17,70 € gekostet.
Mich tröstet ein fröhlicher Hinweis des Systems: Da ich mindestens vier Fahrten zurückgelegt habe, darf ich im Folgemonat mit einem Rabatt von 10% rechnen! Ab 6 Fahrten gibt es 20% und ab 8 Fahrten sogar 30% Rabatt im Folgemonat. Tatsächlich zahlt sich das in der Monatsrechnung für Dezember aus: Für 10 Fahrten muss ich 24,61 € bezahlen, 3,88 € weniger als in der günstigsten Variante des Normaltarifs und sogar 6,49 € weniger, als wenn ich mit Einzelfahrkarten unterwegs gewesen wäre.
Endgültig versöhnt mich der Januar mit der Preisgestaltung des eTarifs. 30% Rabatt führen dazu, dass ich 5,79 € gegenüber der günstigsten Variante des Normaltarifs spare. Damit dreht auch die Quartalsabrechnung um 5,43 € ins Plus!
Gespannt warte ich darauf, kontrolliert zu werden. Tatsächlich können die Kontrolleure das Ticket problemlos ablesen. Lustig: genau für diese Fahrt von Gilching nach Weßling werden mir 0,00 € berechnet! Ein Versehen? Die nächste Sorge ist, was wohl passiert, wenn ich das Auschecken vergesse. Doch die App erinnert mich, und das Missgeschick bleibt folgenlos. Gestern gab es dann wieder eine Überraschung: Für Weßling-Marienplatz und Marienplatz-Unering gibt es den Tagesdeckel von 8,70 € (vorgesehen eigentlich nur für Strecken bis 20 km) statt 13,30 €. Abzüglich 30 % Rabatt kostet diese Fahrt also nur 5,19 €! Ich überlege noch: Einfach freuen oder „ein Problem mit dieser Reise melden“, wie es die App auch nach jeder Fahrt anbietet?
Mein Fazit: Mit swipe+ride wird das Fahren mit Bus und Bahn echt einfacher. Man hat einfach sein Ticket immer dabei und muss nicht mehr mit dem verwaschenen Bildschirm der Automaten kämpfen. Es stellt sich sogar ein kleiner „Suchtfaktor“ ein, der dazu führt, dass der größtmögliche Rabatt locker erreicht und damit auch gespart werden kann. Und: Das Auto bleibt jetzt jedenfalls noch öfter stehen!
Ja, es ist eine tolle Lösung, die abendlichen Fahrten auf der Linie 955 nicht einfach ausfallen zu lassen, weil dem Busunternehmer Fahrer fehlen, sondern ein Taxi zu schicken, das immerhin acht Fahrgästen Platz bietet. Auch wir haben diesen Service schon gerne in Anspruch genommen. Alleine saßen wir übrigens nie im Fahrzeug, einmal war es sogar bis auf den letzten Platz gefüllt! Das Taxi fährt also in aller Regel nicht leer durch die Gegend.
Schön wäre es allerdings, wenn an den Haltestellen darauf hingewiesen würde, dass abends der Bus durch ein Taxi ersetzt wird. Das würde so manche Verunsicherung ersparen. Und endlich könnte doch auch das Problem gelöst werden, dass der Bus in Weßling leer abfährt und Fahrgäste in die Röhre schauen, weil die S-Bahn wenige Minuten zu spät ankommt. Könnte man den freundlichen Taxifahrer aber anrufen und ihm mitteilen, dass man noch in der S-Bahn unterwegs ist und wann diese ankommen wird, dann ließe sich so manche nächtliche Wanderung von Weßling nach Hochstadt vermeiden.
Erschreckend ist allerdings, dass es in Zeiten, in denen Energie zu sparen oberstes Gebot sein sollte, nicht möglich ist, bestehende Verträge kurzfristig auf die sparsamere Lösung umzustellen. Schont der abendliche Betrieb mit einem Taxi doch die großen Busse, verbraucht weniger Treibstoff und verursacht weniger CO2-Ausstoß. Es würde sich auch anbieten, nicht nur abends, sondern ebenso an den Wochenenden die Busse durch kleinere Fahrzeuge zu ersetzen.
Aber anstatt schnell zu handeln, gibt man lieber eine Studie in Auftrag, um die Effektivität von Ruftaxen untersuchen zu lassen. Als ob es dazu nicht längst umfangreiche Erfahrungen geben würde. Nein, ein Ruftaxi, das man mindestens 45 Minuten vor Beginn der Fahrt anmelden muss, ist in vielen Fällen keine praktikable Lösung.
„Das ist ja Anna!“ – Wir hatten unser 9-€-Ticket für einen Ausflug nach München genutzt und waren gerade in Starnberg in den 955er Bus eingestiegen, als wir Anna entdeckten, die vor drei Jahren nach Mexiko gezogen war und jetzt zu Besuch in Starnberg weilte. Schnell sprang sie zu uns in den Bus und fuhr spontan mit uns nach Hochstadt. Auch sie hatte ein 9-€-Ticket und brauchte nicht auf Kosten, Zonen oder Ringe zu achten. Dabei hatte es ihr schon vor dem Tarifsystem in München gegraut, als sie in Mexiko abflog.
Ja, so einfach und attraktiv kann Nahverkehr sein! Wir hatten uns jeden Monat das Ticket geholt. Es lohnte sich ja schon bei einer einzigen Fahrt nach München, aber auch bei einem Ausflug mit den Enkelkindern nach Starnberg und einer Städtetour nach Freiburg kam es zum Einsatz, und bei unseren Fahrten ins Sauerland benutzten wir es für die Teilstrecke ab Frankfurt.
Inzwischen quälen wir uns wieder mit M+2 für 10,10 € am Tag und es häufen sich die Hiobsbotschaften zum Nahverkehr: Preiserhöhung um 6,2 %, Fahrpläne werden wegen fehlender Fahrer ausgedünnt, zweite Stammstrecke verteuert und verzögert sich …
Und als Anschlusslösung für das 9-€-Ticket wird ein Ticket für 69 € diskutiert. Das mag sich für manche Berufspendler lohnen, aber doch nicht für Menschen, die eher selten und zudem ganz unregelmäßig Wege mit den Öffentlichen zurücklegen wollen. Dafür bräuchte es günstige Tagestickets, die auch nicht gleich in der ganzen Republik gelten müssten, dafür aber überall zu den gleichen Bedingungen!
1 Tag – 1 Landkreis – 1 € – das wäre es doch! Ich kaufe mir für 1 € eine Tageskarte für den Landkreis und fahre morgens zum Arzt nach Gilching dann weiter zum Einkaufen nach Weßling und schließlich mache ich noch einen Ausflug an den Ammersee. Und wenn ich nach München fahren will, buche ich für 3 € STA, FFB und M und bin den ganzen Tag damit unterwegs. Wer für fünf Landkreise bezahlt hat, darf damit im ganzen Land einen Tag lang den Nahverkehr benutzen. Auf Tarifplänen müssen nur jeweils die Landkreise in der Umgebung in unterschiedlichen Farben und mit den Buchstaben, die jeder vom Autokennzeichen kennt, dargestellt werden. Kinder sind frei, junge Menschen zwischen 15 und 25 sowie ältere ab 75 zahlen die Hälfte.
Anstatt unnötig weite Wege zu fördern, wird die regionale Wirtschaft gestärkt, weil Ziele im eigenen Landkreis am günstigsten zu erreichen sind – für Kunden ebenso, wie für Mitarbeiterinnen. Landkreise, die ein gutes Angebot schaffen, werden von Land und Bund entsprechend gefördert. Die Mittel dafür werden durch den Abbau von Subventionen für den Kfz-Verkehr frei. Wenn dann noch der öffentliche Verkehr zusammen mit Fußgängern und Radfahrern seinen Anteil am Gesamtverkehr von Jahr zu Jahr steigert, so gibt es zusätzliche Mittel. Auf diese Weise ist jeder Landkreis daran interessiert, nicht nur Bus- und Zugverkehr zu verbessern, sondern parallel dazu die Attraktivität für Autofahrten durch das Reduzieren von Parkmöglichkeiten und die Umgestaltung von Verkehrsräumen zugunsten von Fußgängern und Radfahrern zu reduzieren.
Mobilität wird im ganzen Land günstiger, einfacher und umweltschonender – man muss es nur wollen!
Freitag Nachmittag. Mit Rucksack und Koffer komme ich mit der S-Bahn in Weßling an. Der nächste Bus kommt erst in 25 Minuten. Da könnte ich längst zuhause sein. Ob mich mit dem ganzen Gepäck jemand mitnehmen wird? Ich riskiere es und laufe vor zur Mitfahrbank.
Leider fehlen die Fahrzielanzeiger. Sie waren wohl nicht stabil genug befestigt. Ich sitze noch gar nicht, da hält schon ein älterer Herr mit seinem roten Kleinwagen. Er fährt nur bis Oberpaffenhofen, aber bis dahin nimmt er mich gerne mit und lässt mich beim Plonner aussteigen.
Mitten im Dorf ist es eher schwierig eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Ich laufe deshalb über den Schulhof hinunter zur Hochstadter Straße, stelle mich an den Straßenrand und strecke den Daumen raus. Drei, vier Autos fahren vorbei, aber jetzt hält eine nette Dame. Sie komme aus Wörthsee und müsse nach Hochstadt. Natürlich könne ich mitfahren: „Oh, den Koffer habe ich gar nicht gesehen, aber irgendwie wird es schon gehen!“ Freilich finde ich Platz im kleinen Auto und meine Fahrerin erzählt, dass sie früher immer nur per Anhalter unterwegs gewesen sei. Schade, dass von den jungen Leuten jetzt immer die Mamas angerufen würden!
Die letzten Meter gehe ich zu Fuß. Das tut nach der langen Zugfahrt auch gut. Und ich stehe schon mit einer Tasse Tee daheim am Küchenfenster, als der Bus vorbeifährt.
Das war schon das vierte Mal, dass ich die Mitfahrbank benutzte. Zweimal ging es direkt und zweimal mit Umsteigen nach Hochstadt. Geklappt hat es immer ziemlich schnell. Ich würde mir noch ein Bankerl an der Hochstadter Straße in Oberpfaffenhofen wünschen und natürlich eins an der Dorfstraße in Hochstadt für Fahrten sowohl Richtung Starnberg oder Gauting als auch Richtung Weßling. Ja, und noch eins an der Weßlinger Straße Richtung Unering!
Auf dieser Strecke wird jetzt so schnell gefahren, dass das Radeln sehr unangenehm und das zu Fuß Gehen unmöglich ist. Die Enkel im Nachbardorf könnte ich dann auch ohne eigenes Auto endlich ziemlich gefahrlos besuchen.
Der Landkreis STA und seine Kommunen haben in den letzten Jahren keine Mühen und Kosten gescheut, den Linienbusverkehr massiv auszubauen. Das heute verfügbare Angebot stellt eine wichtige Grundlage für die anstehende Mobilitätswende in unserer Region dar. Da die Maßnahmen und Konzepte in der Regel von Kommunalpolitikern und Verwaltungsangestellten beschlossen bzw. realisiert wurden, die selbst keine ÖPNV-Nutzer sind, gibt es allerdings noch viel Verbesserungspotenzial mit der Chance auf eine signifikante Reduzierung des unerträglich gewordenen, nicht zukunftsfähigen individuellen Kfz-Verkehrs. Die Mobilitätswende schlägt vor, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel mit den folgenden Maßnahmen zu fördern:
Tarifreform – Landkreis-Flatrate einführen
Für eine bessere Akzeptanz des Busnetzes ist eine Reform der Tarife unabdingbar. Zumindest sollte zusätzlich eine Landkreis-Tageskarte, mit der man z. B. für zwei Euro einen Tag lang den MVV im Landkreis benutzen kann, eingeführt werden. Wenn derzeit über kostenlosen Nahverkehr diskutiert wird, dann sollte so eine günstige Tages-Flatrate kein Problem sein. Sie kann auch kurzfristig auf Landkreisebene getestet und später auf den MVV-Bereich ausgedehnt werden. Das antiquierte Ringsystem ist jedenfalls nicht mehr zeitgemäß und führt zu zahllosen Absurditäten und Ungerechtigkeiten, z. B.:
Die Fahrt von Hochstadt Dorfstraße nach Starnberg Klinikum-MediCenter kostet um 6:14 Uhr 1,50 € (Kurzstrecke), um 7:14 aber 5,80 € (keine Kurzstrecke, weil dieser Bus den Umweg über Hanfeld macht).
Von Tutzing nach Hochstadt kann man für stolze 8,70 € mit S6 und Bus 955 in 49 Minuten fahren, oder aber für günstige 2,90 € mit Bus 958, Bus 951, S8 und Bus 955 in allerdings 1:09 Stunden.
Verbesserungen im Angebot
Die neuen Linien im westlichen Landkreis verkehren zum Teil auch am Sonntag. Das muss für die Linie 955 auch realisiert werden. Schließlich will man auch am Sonntag zu Ausflügen und Besuchen starten oder von diesen zurückkommen können.
Abends sollte die Linie 955 länger bedient werden, um z. B. auch Kinobesuche in Starnberg zu ermöglichen.
Ebenso sollte die Linie auch am Wochenende morgens zumindest eine Stunde früher starten, um dann das Bayern-Ticket (gilt am Wochenende auch schon früh morgens) z. B. für Ausflüge in die Berge oder für Städtetouren nutzen zu können.
An Werktagen sollte ebenso wie am Morgen der Takt des 955er auch am späten Nachmittag etwa zwischen 17:30 Uhr und 19:30 Uhr verdichtet werden, um den Bus für heimkehrende Berufstätige attraktiver zu machen.
Solange nachmittags der Bus nur im Stundentakt fährt muss das Abwarten verspäteter S-Bahnen aus München gewährleistet werden.
Aktuell beträgt die Wartezeit nach Ankunft des 955er am Bahnhof Weßling zur Weiterfahrt nach München in der Regel 15 Minuten. Das ist zu lang und sollte verbessert werden.
Linienführung und Haltestellen
An der Hauptstraße sollte in der Nähe des Autohauses Widmann eine Haltestelle „Nelkenweg” für die dort vorbeiführenden Buslinien Richtung Gilching eingerichtet werden.
Die Linie 955 könnte von Starnberg kommend durch die Rosenstraße mit einer weiteren Haltestelle „Blumensiedlung“ und der Haltestelle „Nelkenweg“ zum Bahnhof Weßling geführt werden. Von Weßling Richtung Starnberg sollte weiter der kurze Weg über die Gautinger Straße gefahren werden.
Vorbildlich: Die Bushaltestelle beim Hort wurde im Mai mit Wartehäuschen ausgestattet und barrierefrei gestaltet
Alle Bushaltestellen müssen mit Wartehäuschen ausgerüstet und barrierefrei gestaltet werden. Wenn Häuschen nur auf einer Straßenseite realisiert werden können, muss die Querung zur anderen Seite mit einem Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) abgesichert werden.
Wünschenswert wäre eine weitere Buslinie zwischen Gauting und Herrsching über Unterbrunn, Hochstadt, Unering, Drößling und Frieding. In Gauting hätte man Anschluss an die S6, den Bus zur U3 und zahlreiche Buslinien z. B. nach Germering oder Planegg. Außerdem würden die Kliniken in Herrsching und Gauting, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten für die „Dorfbewohner“ erschlossen.
Der Express-Bus vom Bahnhof Weßling zur U-Bahn Großhadern muss möglichst bald eingerichtet werden.
„Bike and Ride“ statt „Park and Ride“
An allen Bushaltestellen müssen überdachte Abstellmöglichkeiten für jeweils mindestens sechs Fahrräder geschaffen werden.
An möglichst vielen Haltestellen müssen Stationen für Leihräder eingerichtet werden. So könnte auch auf manch zeitfressenden Umweg verzichtet werden (durch die Gewerbegebiete Argelsrieder Feld, Ruag, Gilching Süd, Kliniken Gauting u. s. w.).
In der Bahnhofstraße behindern längsparkende Kfz den Bus-, Rad- und Fußverkehr – und verschandeln das Ortsbild
Am Bahnhof Weßling verkehren inzwischen so viele Busse, dass die Straße viel zu eng und für Fahrradfahrer und Fußgänger zu gefährlich geworden ist. Die Situation kann durch Abschaffung der Längsparkplätze entschärft werden. Wegen der guten Erreichbarkeit des Bahnhofs mit Bussen aus allen Himmelrichtungen ist die große Anzahl an Kfz-Stellplätzen am Bahnhof auch nicht mehr notwendig.
Die verbleibenden Parkplätze am Bahnhof und im Ortskern von Weßling müssen gebührenpflichtig gemacht werden, um die Attraktivität der Anfahrt mit dem Auto zu verringern, die Akzeptanz der Busse zu erhöhen und Weßling vom Kfz-Verkehr zu entlasten. Die Parkgebühr würde den Autonutzern verdeutlichen, dass das zur Verfügung stellen von Parkplätzen der Gemeinde sehr viel Geld kostet. Einnahmen könnten zur Finanzierung günstigerer Tarife für den Busverkehr (siehe oben) verwendet werden.
Bevor die Entscheidung für den Bau der Umgehungsstraße fiel, stellte Tobias Sailer ein alternatives Verkehrskonzept vor, mit dem die Zahl der täglichen Fahrten auf der Hauptstraße um 7.100 reduziert worden wäre. Einen wesentlichen Teil des Konzeptes stellte die Verbesserung des MVV-Busnetzes dar.
Die Umgehungsstraße erfüllt die von vielen in sie gesetzten Erwartungen nicht. Umso wichtiger ist es jetzt, vor allem den innerörtlichen Kfz-Verkehr zu reduzieren. Fünf Buslinien fahren den Bahnhof Weßling an. So kann man mit dem 947er im Halbstundentakt die Gewerbegebiete zwischen Argelsrieder Feld und Gilching erreichen, der 952er fährt stündlich von Gilching-Argelsried nach Inning und der 953er startet achtmal am Tag zu einer Runde um den Wörthsee. Von Montag bis Samstag verkehrt der 955er stündlich zwischen Weßling und Starnberg Nord.
Was will man denn mehr? Nun, die Busse werden zwar gut angenommen, aber es gilt die freien Plätze den vielen Weßlingern schmackhaft zu machen, die immer noch für Fahrten im Ort ins eigene Auto steigen. Zunächst: Es fehlt an Haltestellen! Die Weßlinger Ortsdurchfahrt ist gut einen Kilometer lang, aber alle Busse halten nur am Bahnhof. Zusätzliche Haltestellen Uferweg und Nelkenstraße würden auch die Bewohner des Höhenrainäcker im Westen und der Blumensiedlung im Osten an das Busnetz anbinden. Gäbe es auch noch eine Haltestelle in der Hauptstraße auf Höhe der Bahnunterführung, hätte man die Chance, den 955er doch noch zu erreichen, falls er einem am Bahnhof vor der Nase weggefahren ist.
Vorbildliche Bushaltestelle in Hadorf
Apropos Haltestellen: Weßling lässt die Busfahrgäste buchstäblich im Regen stehen! Es ist an der Zeit, die Stationen im Gemeindegebiet mit Wartehäuschen auszustatten, um Fahrgäste vor Wind und Wetter zu schützen. Gleichzeitig müssen die Zustiege barrierefrei gestaltet werden. In vielen Fällen würde ein Häuschen reichen, wenn ein Zebrastreifen das sichere Queren der Straße ermöglicht, um zum Bus auf der anderen Seite zu gelangen. Derart gestaltete Haltestellen würden auch verkehrsberuhigend wirken.
In der Bahnhofstraße behindern längsparkende Kfz den Bus-, Rad- und Fußverkehr – und verschandeln außerdem das Ortsbild
Die Bahnhofstraße erweist sich als neuralgischer Punkt für den Busverkehr. Durch ein Chaos von Radfahrern, Fußgängern und Autos bahnen sich die Busse ihren Weg. Für die Fahrer bedeutet das oft Zentimeterarbeit. Aber warum braucht man eigentlich immer noch all die Parkplätze aus einer Zeit, als noch kein Bus den Bahnhof anfuhr? Zu den dringendsten Hausaufgaben der Nahverkehrsplaner gehört es deshalb, durch Einrichten eines Halteverbots entlang der Bahnhofstraße Platz und Sicherheit zu schaffen für Busse, Radler und Fußgänger.
Ja, und schließlich warten wir immer noch darauf, dass die Verantwortlichen im Landratsamt dafür sorgen, dass alle Haltestellen in der Gemeinde einer Tarifzone zugeordnet werden, damit in Zukunft die 10 km lange Fahrt von Schule Hochstadt (Hort) nach Starnberg nicht mehr 5,60 € kostet, während z. B. die 30 km von Starnberg mit dem X900 nach Fürstenfeldbruck für 2,80 € zu haben sind …
Und wie schaut es bei Ihnen aus? Liegt ein Fahrplan griffbereit daheim oder ist eine gute App auf dem Smartphone installiert? Haben Sie den Bus schon mal in aller Ruhe ausprobiert? Dann ist es nicht mehr weit, bis Sie sich vor jeder Unternehmung fragen: „Geht das auch mit dem Bus?“
Mit immer neuen Buslinien kann man als Verkehrsmanagerin natürlich viel Lob einheimsen und kaum ein Gemeinderat kann es sich leisten da nein zu sagen, auch wenn ihn die hohen Kosten nerven. Hoch erscheinen die Kosten für diese Buslinien aber vor allem deshalb, weil weder Frau Münster noch der Weßlinger Gemeinderat die dazugehörigen Hausaufgaben erledigen. Die Weßlinger haben keinen Profit von Bussen die entweder leer durch das Gemeindegebiet fahren oder zu deren Endhaltestelle am Weßlinger Bahnhof immer mehr Pendler aus den Nachbargemeinden und den Weßlinger Ortsteilen mit ihren Autos nach Weßling kommen und den Ort nicht nur bei An- und Abfahrt, sondern auch noch den ganzen Tag über mit ihrem geparkten Fahrzeug belasten.
Verkehrsmanagerin und Gemeinderat müssen endlich zur Kenntnis nehmen, dass Park and Ride ein längst überholtes Verkehrskonzept der 60er und 70er Jahre ist. Moderne Konzepte bieten Lösungen dafür den ganzen Weg von Zuhause bis zum Ziel ohne Auto zurückzulegen. In Weßling werden diese Lösungen aber erst greifen, wenn die Parkplätze am Bahnhof reduziert werden. Ohne Längsparkplätze wäre in der Bahnhofstraße genug Platz für eine zusätzliche Buslinie und Radler und Fußgänger könnten sich endlich wieder sicher bewegen.
Und warum ist zum Beispiel der 955er Bus von Starnberg Nord nach Weßling zwar beliebt, aber tagsüber und am Samstag trotzdem meist leer? Er führt über Hochstadt und Oberpfaffenhofen und die Haltestellen in beiden Orten liegen im Ring 9. Sie wurden damit völlig willkürlich weiter nach außen verlagert als Weßling und Starnberg Nord.
Was das bedeutet? Nicht ganz so schlimm: Pendler aus Hochstadt nach München müssen eine Kurzstrecke zusätzlich stempeln. Viel schlimmer: Wer zum Beispiel von Hochstadt Schule mit dem Bus einen Krankenbesuch im Klinikum Starnberg erledigen möchte zahlt dafür sage und schreibe 5,40 € – für die einfache Fahrt von ca. 9 km Länge.
Im Vergleich dazu: Mit dem Expressbus von Starnberg Nord nach Buchenau zu fahren kostet 2,70 € für mehr als 30 km! Zwischen Hochstadt und Starnberg kostet der Bus-Kilometer also 60 Cent, zwischen Starnberg und Buchenau dagegen nur 9 Cent! Mit solchen Preisen und Preisunterschieden treibt man Fahrgäste zurück ins Auto oder man verleitet sie zum Schwarzfahren. Der Verweis auf eine Tarifreform am Sankt-Nimmerleinstag hilft da nicht weiter – da muss Frau Münster sofort aktiv werden. Und die Weßlinger Gemeinderäte sollten sie dabei kräftig unterstützen. Ansonsten investieren sie viel Geld in tolle Busse und der Profit für Weßling – weniger Autoverkehr – bleibt trotzdem aus!
„Huch, ich glaub ich bin im falschen Bus!“ rief kürzlich eine Frau, die am Bahnhof in Weßling in den 955er eingestiegen war und stieg schnell wieder aus. Ja, das kann jetzt schon vorkommen, schließlich halten seit dem Fahrplanwechsel im Dezember viel mehr Busse am Bahnhof. Auf diese Weise sind zum Beispiel Meiling, Steinebach und Inning, aber auch die Gewerbegebiete zwischen Weßling und Gilching mit dem Bus erreichbar.
Der Clou aber ist der neue 955er! Mit ihm haben die Hochstadter endlich eine MVV-Anbindung, die ihren Namen auch verdient. Von Montag bis Freitag startet der Bus schon vor sechs Uhr (Samstags zwei Stunden später) zu seiner ersten Runde von Starnberg Nord nach Weßling. Den ganzen Tag über, bis abends um neun, pendelt er dann unermüdlich zwischen Weßling und der Kreisstadt. Auf diese Weise hat Hochstadt zweimal in der Stunde Busanschluss an die S-Bahn.
Übrigens geht es über Starnberg in Richtung München sogar ein bisschen schneller als über Weßling. Zumindest früh morgens, wenn der Bus problemlos die S6 erreicht. Wenn der Verkehr in Starnberg dann dichter wird, kann das schon mal knapp werden. In Weßling dagegen ist die Umsteigezeit zur S-Bahn immer ausreichend. Umgekehrt ist es auf dem Rückweg: Wenn die S8 aus München Verspätung hat, ist der Bus manchmal schon weg. Deutet sich das rechtzeitig an, kann man in Westkreuz in die S6 umsteigen und ohne Stress den Weg über Starnberg nehmen.
Der Bus hält auf seinem Weg durch die Gemeinde auch beim Plonner, an der Neuhochstadter Straße, am Hort und in der Dorfstraße. So können nicht nur Pendler nach München und die vielen Schulkinder problemlos mit dem Bus ihr Ziel erreichen, auch die Kinder aus dem Hort müssen nicht mehr abgeholt werden, und die Arbeiter und Kunden der Firmen rund um den Bauhof können auch Bus fahren.
Viele Besorgungen können ohne Auto erledigt werden: Der Einkauf oder der Besuch beim Arzt in Weßling, der Krankenbesuch in Starnberg oder der Spaziergang am See, auch der Besuch bei Freunden oder der Weg zum Fußballtraining – für alles bietet sich der Bus an, statt selber fahren oder Taxi Mama!
Wir müssen nur alle lernen, den Bus auch zu nutzen, nicht nur die Jungen und die Alten, die noch nicht oder nicht mehr Auto fahren können. Vielleicht wird der Bus dann auch zur Begegnungsstätte mit Nachbarn und Freunden, zwischen Alt und Jung und mit den vielen neuen Weßlingern, die nach ihrer Flucht wohl noch lange ohne Auto bei uns leben werden. Wenn wir es aber nicht lernen, dann werden wir auf unserem Weg zu einer Gemeinde mit weniger Autoverkehr nicht vorankommen.
Übrigens war auch die lästige Frage „Was bringen wir denn mit?“, als wir kürzlich eine Einladung zu Freunden erhalten hatten, schnell beantwortet: „Eine Streifenkarte natürlich!“ Für nur 13 Euro kann man damit zehnmal das Auto stehen lassen und eine Fahrt mit Chauffeur genießen!
Fahr- und Streckenpläne der Buslinie 955 gibt es hier.
Leserbrief zum Kommentar „Nicht immer und nicht überall“ von Otto Fritscher in der Süddeutschen Zeitung vom 23. Dezember 2015
Gerade einmal seit 10 Tagen sind die neuen Buslinien installiert und die neuen Fahrpläne in Kraft, schon wettert der Kommentator, dass viele Busse noch leer fahren und „kein Anspruch bestehe, immer und überall mit dem Bus hinzukommen“. Aber gemach: So weit sind wir noch lange nicht, dass wir immer und überall mit dem Bus hinkommen. Nur macht es jetzt endlich Sinn, sich ernsthaft mit der Alternative Bus statt Auto zu beschäftigen. Denn als Berufstätiger komme ich halt nicht jeden Tag um fünf aus dem Büro, manchmal wird es auch sieben oder acht und dann brauche ich halt zum Beispiel den 955er Bus um neun Uhr, um von Starnberg Nord oder von Weßling aus nach Hochstadt zu kommen.
Das neue Busnetz ging gleich nach dem Weltklimagipfel in Paris in Betrieb und es gibt uns allen die Chance, die Beschlüsse des Gipfels nicht nur als Vereinbarungen zwischen Staaten zu sehen, sondern als Aufgabe für jeden von uns: Lasst uns wieder intelligentes Mobilitätsverhalten lernen! Das Auto ist von gestern – in Zukunft werden wir zu Fuß, mit dem Fahrrad oder eben mit Bussen und Zügen unsere Ziele erreichen müssen.
Um das zu schaffen sind jetzt zwei Dinge notwendig:
1. Konsequenz: Um beim 955er als Beispiel zu bleiben. Der Bahnhof in Weßling ist jetzt von allen Nachbarorten aus mit Bussen zu erreichen. Konsequenter Weise braucht es dort also jetzt weniger Parkplätze. Lasst uns also die Längsparkplätze in der Bahnhofstraße streichen und so den Platz schaffen, den Busse, Radfahrer und Fußgänger brauchen, um sicher aneinander vorbei zu kommen. Und: Der Bus hält jetzt jede Stunde am Hort in Hochstadt – also muss dort der Gehweg angehoben und verbreitert und die Fahrbahn verengt werden, damit die Kinder sicher zum Bus kommen können. Und: Die Haltestellen brauchen Wartehäuschen als Wetterschutz. Und: Am Bahnhof sollten Leihräder bereit stehen, falls der letzte Bus doch schon mal weg ist. Und, und, und …
2. Vorbilder: Sein Verhalten zu ändern ist schwer. Leichter fällt es, wenn wir anderen nacheifern können. Also braucht es Vorbilder: Der Landrat, der mit dem Bus ins Landratsamt fährt, die Bürgermeisterin ins Rathaus, die Gemeinderäte in die Sitzung, der Pfarrer zur Abendmesse, die Geschäftsführerin in die Firma, der Handwerksmeister in die Werkstatt, die Lehrerin in die Schule, der Reporter in die Redaktion …
Vielleicht würde es dann auch manch Starnberger Grundschuleltern auffallen, dass es intelligenter wäre, wenn sie selbst das Auto stehen ließen und zusammen mit ihren Kindern morgens in den Linienbus stiegen, um zur Arbeit, zur S-Bahn oder zum Einkaufen zu fahren, anstatt trotzig Fahrgemeinschaften zu bilden, weil ja nun der Schulbus nicht mehr fährt. Eltern und Kinder würden mehr Zeit miteinander verbringen und dabei würden die Kinder auch noch selbstständiger und zukunftsfähiger.