Der Landkreis STA und seine Kommunen haben in den letzten Jahren keine Mühen und Kosten gescheut, den Linienbusverkehr massiv auszubauen. Das heute verfügbare Angebot stellt eine wichtige Grundlage für die anstehende Mobilitätswende in unserer Region dar. Da die Maßnahmen und Konzepte in der Regel von Kommunalpolitikern und Verwaltungsangestellten beschlossen bzw. realisiert wurden, die selbst keine ÖPNV-Nutzer sind, gibt es allerdings noch viel Verbesserungspotenzial mit der Chance auf eine signifikante Reduzierung des unerträglich gewordenen, nicht zukunftsfähigen individuellen Kfz-Verkehrs. Die Mobilitätswende schlägt vor, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel mit den folgenden Maßnahmen zu fördern:
Tarifreform – Landkreis-Flatrate einführen
Für eine bessere Akzeptanz des Busnetzes ist eine Reform der Tarife unabdingbar. Zumindest sollte zusätzlich eine Landkreis-Tageskarte, mit der man z. B. für zwei Euro einen Tag lang den MVV im Landkreis benutzen kann, eingeführt werden. Wenn derzeit über kostenlosen Nahverkehr diskutiert wird, dann sollte so eine günstige Tages-Flatrate kein Problem sein. Sie kann auch kurzfristig auf Landkreisebene getestet und später auf den MVV-Bereich ausgedehnt werden. Das antiquierte Ringsystem ist jedenfalls nicht mehr zeitgemäß und führt zu zahllosen Absurditäten und Ungerechtigkeiten, z. B.:
- Die Fahrt von Hochstadt Dorfstraße nach Starnberg Klinikum-MediCenter kostet um 6:14 Uhr 1,50 € (Kurzstrecke), um 7:14 aber 5,80 € (keine Kurzstrecke, weil dieser Bus den Umweg über Hanfeld macht).
- Von Tutzing nach Hochstadt kann man für stolze 8,70 € mit S6 und Bus 955 in 49 Minuten fahren, oder aber für günstige 2,90 € mit Bus 958, Bus 951, S8 und Bus 955 in allerdings 1:09 Stunden.
Verbesserungen im Angebot
- Die neuen Linien im westlichen Landkreis verkehren zum Teil auch am Sonntag. Das muss für die Linie 955 auch realisiert werden. Schließlich will man auch am Sonntag zu Ausflügen und Besuchen starten oder von diesen zurückkommen können.
- Abends sollte die Linie 955 länger bedient werden, um z. B. auch Kinobesuche in Starnberg zu ermöglichen.
- Ebenso sollte die Linie auch am Wochenende morgens zumindest eine Stunde früher starten, um dann das Bayern-Ticket (gilt am Wochenende auch schon früh morgens) z. B. für Ausflüge in die Berge oder für Städtetouren nutzen zu können.
- An Werktagen sollte ebenso wie am Morgen der Takt des 955er auch am späten Nachmittag etwa zwischen 17:30 Uhr und 19:30 Uhr verdichtet werden, um den Bus für heimkehrende Berufstätige attraktiver zu machen.
- Solange nachmittags der Bus nur im Stundentakt fährt muss das Abwarten verspäteter S-Bahnen aus München gewährleistet werden.
- Aktuell beträgt die Wartezeit nach Ankunft des 955er am Bahnhof Weßling zur Weiterfahrt nach München in der Regel 15 Minuten. Das ist zu lang und sollte verbessert werden.
Linienführung und Haltestellen
- An der Hauptstraße sollte in der Nähe des Autohauses Widmann eine Haltestelle „Nelkenweg” für die dort vorbeiführenden Buslinien Richtung Gilching eingerichtet werden.
- Die Linie 955 könnte von Starnberg kommend durch die Rosenstraße mit einer weiteren Haltestelle „Blumensiedlung“ und der Haltestelle „Nelkenweg“ zum Bahnhof Weßling geführt werden. Von Weßling Richtung Starnberg sollte weiter der kurze Weg über die Gautinger Straße gefahren werden.
- Alle Bushaltestellen müssen mit Wartehäuschen ausgerüstet und barrierefrei gestaltet werden. Wenn Häuschen nur auf einer Straßenseite realisiert werden können, muss die Querung zur anderen Seite mit einem Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) abgesichert werden.
- Wünschenswert wäre eine weitere Buslinie zwischen Gauting und Herrsching über Unterbrunn, Hochstadt, Unering, Drößling und Frieding. In Gauting hätte man Anschluss an die S6, den Bus zur U3 und zahlreiche Buslinien z. B. nach Germering oder Planegg. Außerdem würden die Kliniken in Herrsching und Gauting, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten für die „Dorfbewohner“ erschlossen.
- Der Express-Bus vom Bahnhof Weßling zur U-Bahn Großhadern muss möglichst bald eingerichtet werden.
„Bike and Ride“ statt „Park and Ride“
- An allen Bushaltestellen müssen überdachte Abstellmöglichkeiten für jeweils mindestens sechs Fahrräder geschaffen werden.
- An möglichst vielen Haltestellen müssen Stationen für Leihräder eingerichtet werden. So könnte auch auf manch zeitfressenden Umweg verzichtet werden (durch die Gewerbegebiete Argelsrieder Feld, Ruag, Gilching Süd, Kliniken Gauting u. s. w.).
- Am Bahnhof Weßling verkehren inzwischen so viele Busse, dass die Straße viel zu eng und für Fahrradfahrer und Fußgänger zu gefährlich geworden ist. Die Situation kann durch Abschaffung der Längsparkplätze entschärft werden. Wegen der guten Erreichbarkeit des Bahnhofs mit Bussen aus allen Himmelrichtungen ist die große Anzahl an Kfz-Stellplätzen am Bahnhof auch nicht mehr notwendig.
- Die verbleibenden Parkplätze am Bahnhof und im Ortskern von Weßling müssen gebührenpflichtig gemacht werden, um die Attraktivität der Anfahrt mit dem Auto zu verringern, die Akzeptanz der Busse zu erhöhen und Weßling vom Kfz-Verkehr zu entlasten. Die Parkgebühr würde den Autonutzern verdeutlichen, dass das zur Verfügung stellen von Parkplätzen der Gemeinde sehr viel Geld kostet. Einnahmen könnten zur Finanzierung günstigerer Tarife für den Busverkehr (siehe oben) verwendet werden.