Neue Abstellanlage zwischen Kfz-Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig
Ende Oktober war es endlich so weit: Die neue Fahrradabstellanlage zwischen Kfz-Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig wurde eröffnet. Nun stehen auf der Südseite der Gleise statt bisher 120 insgesamt 254 Abstellplätze, davon 231 überdacht, zur Verfügung. Alle Fahrradparker bieten hohe Standfestigkeit (keine Felgenknicker) und Rahmenansperrmöglichkeit auch mit kurzen Schlössern. Durch Beleuchtung, ausreichend große Seitenabstände und ebenerdige Ausführung (keine Doppelstockparker) sind sie jederzeit kinderleicht nutzbar sowie robust und langlebig.
Sanierte Abstellanlage am Bahnhofsvorplatz
Bereits im Dezember 2012 hatte die Mobilitätswende einen Bürgerantrag für die Erneuerung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof gestellt. Wegen dem von der Bahn immer wieder vertagten barrierefreien Umbau des Bahnhofs wurde das Projekt jedoch über viele Jahre nicht angegangen. Als im März dieses Jahres mit den Arbeiten begonnen wurde, war Weßling die letzte Landkreisgemeinde, die ihre Bike&Ride-Anlage am Bahnhof noch nicht modernisiert hatte. Entsprechend groß ist nun die Freude über die gelungene Generalsanierung und Erweiterung: Zahlreiche Bürger:innen haben bereits positive Rückmeldungen gegeben.
Sanierte Abstellanlage neben dem Bahnhof
Bei Konzeption und Vorplanung des Projekts war die Mobilitätswende Ideengeber und treibende Kraft. Insbesondere regte sie im Arbeitskreis mobil & lebenswert die Nutzung des jahrzehntelang ungenutzten Grundstücks neben dem Parkplatz an und erarbeitete in vielen Iterationen die nun umgesetzte Anordnung und Gestaltung der Anlagen. Im weiteren Projektverlauf waren umfangreiche Förderprogramme von Bund und Land, zielstrebige und kompetente Arbeit der Gemeindeverwaltung und nicht zuletzt die Unterstützung durch alle Gemeinderatsfraktionen entscheidend für die erfolgreiche Realisierung. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben!
Neue Abstellanlage neben dem Bahnhof
Die Ertüchtigung der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof war die von Bürger:innen mit Abstand am häufigsten nachgefragte Maßnahme zur Attraktivierung des Radverkehrs in der Gemeinde. Nun sind endlich optimale Voraussetzungen geschaffen, um mit dem ressourcenleichtesten und effizientesten Verkehrsmittel zum Bahnhof zu fahren – ein echter Fortschritt in Richtung wirklich nachhaltige Mobilität!
Der Umzug von drei Werkbänken, mehreren Regalen, ca. 70 Fahrrädern und jeder Menge Ersatzteile und Werkzeug konnte (mit tatkräftiger Unterstützung von Brigitte und Peter Weiß – vielen Dank!) in zwei Tagen bewältigt werden. Nun hat sich die Radl Werkstatt in einem der Klassenzimmer im Erdgeschoss eingerichtet. Durch ausreichend Platz, gute Beleuchtung, Waschbecken, Toiletten und Heizung sind die Bedingungen optimal. Auch die zentrale Lage im Gemeindegebiet ist sicherlich vorteilhaft. Allerdings handelt es sich wohl nicht um eine dauerhafte Lösung, denn im Laufe des kommenden Jahres wird die Radl Werkstatt voraussichtlich erneut umziehen müssen, um eine andere Nutzung des Schulgebäudes zu ermöglichen.
Bevor die Radl Werkstatt im Sommer 2015 als Teil des Integrationspunkts Weßling gegründet wurde, gab es bereits zwei Radlreparaturaktionen: Zuerst als Teil des einmaligen Repair Cafés im Rahmen der dritten Klimaschutzwoche der SoKo im Oktober 2014, dann bei der Vorstellung der Gewerkhausidee von UNSER DORF im Mai 2015. Nicht zuletzt weil es im Ort nach wie vor keinen Radlladen gibt, hat sich die Radl Werkstatt mittlerweile zur festen Institution in der Gemeinde entwickelt. Heute setzen sich die Gäste in etwa zu gleichen Teilen aus Geflüchteten und Einheimischen zusammen, sodass im wahrsten Sinne des Wortes die Rede von einem Integrationspunkt sein kann.
In diesem Jahr zog die Radl Werkstatt bereits zum vierten Mal um. Zu Beginn war sie in den straßenseitigen Räumen des ehemaligen Feuerwehrhaus untergebracht, dann kurzfristig in der Bahnhofswartehalle, anschließend bis 2020 in den rückseitigen Räumen des Lernhauses und zuletzt für vier Jahre in der Doppelgarage hinter dem Gebäude. So wird deutlich, dass das Projekt nicht nur durch ehrenamtliche Radlschrauber, sondern auch durch von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten ermöglicht wird. In diesem Sinne gilt den Bürgermeistern und der Verwaltung ein besonderer Dank für ihre bald zehn Jahre anhaltende Unterstützung.
Ab dem zwölften September öffnet die Radl Werkstatt wie gewohnt an jedem Donnerstagabend (außer an schulfreien Tagen) von 18:00 bis 20:00 im Schulgebäude Oberpfaffenhofen. Schaut gerne vorbei!
Auf der Bürgerversammlung 2012 beantragte die damals neu gegründete Mobilitätswende Weßling eine Erneuerung der Fahrradabstellanlagen am S-Bahnhof Weßling. Denn schon damals waren die alten Radlständer weder quantitativ noch qualitativ akzeptabel. Doch durch den von der DB immer wieder vertagten Bahnhofsumbau und viele bürokratische Hürden konnte das Projekt erst in diesem Jahr realisiert werden.
Sanierte und erweiterte Abstellanlagen am Bahnhof
Immerhin stand dadurch viel Zeit für eine sorgfältige Planung zur Verfügung: Um das städtebauliche Ensemble aus Bahnhofsgebäude und -platz zu erhalten, wurden die vorhandenen Überdachungen lediglich saniert und geringfügig erweitert. Darüber hinaus werden im Sommer auf dem jahrzehntelang ungenutzten Grundstück zwischen Parkplatz und Rampe zum Bahnsteig neue, überdachte Anlagen mit 135 zusätzlichen Abstellplätzen errichtet. Weitere 36 Plätze sind am nördlichen Zugang zum Bahnsteig geplant; diese können jedoch erst nach dem Umbau des Bahnhofs errichtet werden.
Planung für die sanierten und neuen Fahrradabstellanlagen am Bahnhof
Für kinderleichte Benutzbarkeit sind alle neuen Fahrradparker ebenerdig ausgeführt. Die gewählten Modelle zeichnen sich durch hohe Standfestigkeit, Ansperrmöglichkeit am Rahmen und ausreichend große Seitenabstände aus. Fast alle Abstellplätze sind mit Überdachung und Beleuchtung ausgestattet. Optimale Voraussetzungen also, um für die Fahrt zum Bahnhof das effizienteste aller Verkehrsmittel zu nutzen.
Laut Prognose des MVV wird der Bedarf an Fahrradabstellplätzen am Weßlinger Bahnhof weiter steigen. Entsprechende Erweiterungen, eventuell auch mit abschließbaren Fahrradboxen, sind am östlichen Ende des Bahnsteigs angedacht, wo im Rahmen des Bahnhofsumbaus ein neuer, barrierefreier Zugang entstehen wird. So wird die Kombination von Fahrrad und S-Bahn noch attraktiver werden.
Am 4. Mai fand die dritte Kidical Mass in der Gemeinde Weßling statt. Bei schönem Radlwetter demonstrierten 52 Kinder und Erwachsene für ein kindgerechtes Straßenverkehrsrecht und eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Verkehrsinfrastruktur. Erstmalig wurde der neue, bestens geeignete Schulhof als Start- und Zielort genutzt. Die 6,7 km lange Route verlief entlang der wichtigsten Schulwege, aber auch auf der Staatsstraße 2349 bzw. Hauptstraße. Während einer Pause am ehemaligen Schulhof Oberpfaffenhofen durften die Teilnehmer:innen Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Oberpfaffenhofen und der Polizei bestaunen und probesitzen. Außerdem sorgte einmal mehr die seltene Gelegenheit, ohne Gefährdung durch den Kfz-Verkehr durch die Gemeinde zu radeln, für viel Vergnügen und ein echtes Aha-Erlebnis. Bevor schließlich die freundlicherweise vom VCD FFB-STA finanzierte, mit PV-Strom vom Schulhausdach betriebene Hüpfburg für große Begeisterung sorgte, nahmen Sandra Bonelli und Tassilo Wanner in einer kurzen Kundgebung Stellung zur aktuellen Situation von selbständig mobilen Kindern.
In diesem Jahr fordert die Kidical Mass die Umsetzung vier kurzfristiger Maßnahmen, die besonders einfach und kostengünstig realisierbar sind:
Ausweisung des östlichen Steinebacher Wegs als Schulstraße (an Schultagen von 7:30 bis 8:00 Uhr für den Kfz-Verkehr gesperrt). Auf diese Weise kann insbesondere der äußerst gefährliche Abschnitt zwischen Kirche und Max-Doerner-Weg sicher gestaltet werden.
Erweiterung des verkehrsberuhigten Bereichs Höhenrainäcker um die Kolpingstraße, um wenigstens einen in hohem Maße sicheren und kindgerechten Weg zu Schule und Sportplatz zu schaffen. Diese Maßnahme wurde am 25. Juli 2023 vom Gemeinderat beschlossen, aber bis heute noch nicht umgesetzt.
Darüber hinaus fordert die Kidical Mass die Realisierung des in der Gemeinderatssitzung am 28. März 2023 vorgestellten langfristigen Schulwegekonzepts für den östlichen Steinebacher Weg und den Uferweg. Dieses ist mit der aktuellen Situation und den kurzfristigen Maßnahmen 2 bis 4 kompatibel, während die Schulstraße damit entbehrlich würde. Da die Planung bereits vorliegt, kann sie durch einfachen Gemeinderatsbeschluss zur Umsetzung gebracht werden.
Zum Ende des verkehrspolitisch ziemlich hoffnungslosen Jahres 2023 noch eine gute Nachricht: In der Gemeinde Weßling gab es in diesem Jahr große Fortschritte bei den Fahrradabstellanlagen.
12 Abstellplätze für Hausnummer 3220 Abstellplätze für Hausnummern 34 a und b14 Abstellplätze für die Post Weßling
So wurden die drei neuen Gebäude Nr. 32 und 34 a/b in der Hauptstraße (Post, Bäckereifiliale) mit insgesamt 23 Anlehnbügeln (46 Abstellplätze) ausgestattet. Diese Radlständerbauart ist zwar nicht optimal in ihrer Funktion, wird von Architekt:innen allerdings bevorzugt geplant, wohl weil sie am wenigsten optische Unruhe verursacht. Immerhin erlaubt sie in Kombination mit einem Fahrradschloss diebstahlgeschütztes Abstellen fast aller Fahrradtypen.
Nach jahrelanger Vorbereitung wurde diesen Sommer auch eine Abstellanlage für das Freizeitheim in Hochstadt errichtet. Ein Teil der zwölf ADFC-zertifizierten Radlständer wurde von UNSER DORF e.V. gespendet, und die gelungene Einpassung in das abschüssige Gelände wurde von Gemeinderat Martin Deuflhart umgesetzt – vielen Dank!
30 Abstellplätze im Schulnebengebäude36 Abstellplätze auf dem Schulhof29 Abstellplätze für die Sporthalle
Im Zuge des Neubaus der Grundschule wurden außerdem Abstellanlagen mit ausreichend vielen, qualitativ hochwertigen Radlständern für Schüler:innen und Sportler:innen geschaffen. Im Nebengebäude der Schule stehen 30 Abstellplätze zur Verfügung. Hier wurde der Seitenabstand ausnahmsweise auf 40 cm reduziert, weil das für Kinderfahrräder ausreicht und so mehr überdachte Plätze realisierbar sind. Weitere 36 Radlständer wurden am südlichen Rand des Schulhofs aufgestellt – hier leider ohne Überdachung. Schließlich wurden auch die nahe gelegenen Radlständer unter dem Vordach der Sporthalle durch 29 hochwertige Parker ersetzt.
Insgesamt sind das deutliche Schritte nach vorne, die das Radeln in der Gemeinde spürbar attraktiver machen. Darüber hinaus besteht weiterhin begründete Hoffnung, dass die Fahrradabstellanlagen am Bahnhof im kommenden Jahr endlich saniert und erweitert werden.
„Vorsicht Auto!“ ruft jemand eilig – und sofort treten alle Anwesenden reflexartig zur Seite, um freie Bahn für den Kraftfahrer zu schaffen. Alle in Deutschland aufgewachsenen Menschen wurden durch Verkehrserziehung dazu konditioniert, sich dem Kfz-Verkehr unterzuordnen. So konnte einerseits das Unfallrisiko für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer:innen reduziert werden, andererseits wurde unserer Gesellschaft jedoch eine tief verinnerlichte eingebaute Vorfahrt für das Auto anerzogen. Aber ist es noch zeitgemäß, dass Schwache auf Starke Rücksicht nehmen – und nicht umgekehrt?
Die Aktionsform Kidical Mass vertritt dazu eine klare Position: Statt verkehrsgerechter Kinder setzt sie sich für kindgerechten Verkehr ein. Ziel ist es, dass Kinder sich selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad im öffentlichen Raum bewegen können. Konkret wird eine Reform des Straßenverkehrsrechts gefordert, sodass ungeschützte Verkehrsteilnehmer:innen – insbesondere Kinder – nicht länger als Störgrößen wahrgenommen, sondern wegen ihrer systemischen Benachteiligung besonders geachtet und rücksichtsvoll behandelt werden.
Zweite Kidical Mass in Weßling am 13. Mai 2023
In der Gemeinde Weßling fand die erste Kidical Mass am 14. Mai 2022 statt. 89 Kinder, Eltern und Großeltern setzten mit einem durch die Polizei gesicherten Radldemonstrationszug entlang der wichtigsten Schulwege zur neuen Grundschule ein Zeichen für kinderfreundliche Mobilität. Insbesondere wurden sichere Schulwege und Querungshilfen, mehr verkehrsberuhigte Bereiche und Fahrradstraßen, sowie generell Tempo 30 innerorts gefordert.
Als in diesem Mai mehr als 150.000 Menschen in über 500 Orten demonstrierten, war die Gemeinde Weßling erneut dabei. Denn für jung und alt ist es ein freudiges und erhellendes Erlebnis, sich mit dem Radl unbedrängt und sicher auf sämtlichen Straßen im Ort bewegen zu können. Für diese bestechende Vision ist auch im kommenden Jahr eine Kidical Mass geplant – radeln Sie mit uns?
Die Zertifizierung des autogerechten Landkreises STA als fahrradfreundliche Kommune hatte bei Radler:innen für viel Kopfschütteln gesorgt, weil sie nicht annähernd den Tatsachen entspricht. Die Gemeinde Weßling wollte es besser machen und strebte eine wirklich verdiente Zertifizierung an. Doch dieses Vorhaben wurde im Jahr 2022 durch aus der Zeit gefallene Gemeinderatsbeschlüsse zunichte gemacht.
Verkehrsplanung Grundschule
Die aus Windschutzscheibenperspektive konzipierte Verkehrsplanung für die neue Grundschule wurde bereits in einem eigenen Beitrag gewürdigt. Hier wurde verpasst, eine an der Zukunft ausgerichtete, kindgerechte und fahrradfreundliche Lösung zu realisieren.
Fahrradzone/-straße Pfarrstadel
Bereits im Januar 2018 hatte der Gemeinderat die Einführung zweier Fahrradstraßen befürwortet. Die erste Fahrradstraße zwischen Bahnhofstraße und Meilinger Weg wurde im Juni 2020 eröffnet und hat sich seitdem bestens bewährt.
Fahrradzone Pfarrstadel
Über die zweite Fahrradstraße zwischen Ettenhofener Straße und Steinebacher Weg wurde in der Gemeinderatssitzung am 27. September 2022 beraten. Diese Verbindung ist Teil des landkreisweiten Alltagsradroutennetzes sowie des Radfernwegs München-Bad Wörishofen (Ammersee-Radweg). Hinzu kommt, dass es sich mit Eröffnung der neuen Schule um den am stärksten frequentierten Schulweg handeln wird. Eine Fahrradstraße oder -zone ist hier offenkundig ein geeignetes und kostengünstiges Mittel, um radelnde Schulkinder und begleitende Eltern gegenüber dem Kfz-Verkehr zu stärken und das Nebeneinanderfahren zu gestatten.
Fahrradstraße Pfarrstadel
Doch wie schon bei der Verkehrsplanung für die Schule wurde die Maßnahme von autofreundlichen Rät:innen mit viel Eifer und wenig Sachkunde erfolgreich bekämpft: Bei Abwesenheit dreier radlaffiner Mitglieder wurde dieser wichtige Meilenstein auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Gemeinde mit 8:9 Stimmen unerwartet abgelehnt.
Steinebacher Weg
Mit den Verbindungen Oberpfaffenhofen-Unterbrunn, Hochstadt-Unering und Weßling-Steinebach fehlen der Gemeinde Weßling noch drei interkommunale Radwege zur Anbindung an das Alltagsradroutennetz des Landkreises. Da es sich bei den beiden zuerst genannten um Staats- bzw. Kreisstraßen-begleitende Geh- und Radwege handelt, ist die Gemeinde nur für den Steinebacher Weg zuständig und handlungsfähig. Ein alltagstauglicher Ausbau ist hier relativ einfach und ohne Flächenverbrauch durch Asphaltierung des bestehenden Wirtschaftsweges realisierbar, sodass eine sowohl für den Radverkehr, als auch für den landwirtschaftlichen Verkehr optimal funktionierende und langlebige Oberfläche zur Verfügung steht.
Steinebacher Weg im Winter
Mit dem Förderprogramm Radoffensive Bayern wollte die bayerische Staatsregierung in 2022 interkommunale Radwege im Wald und entlang von Bahnlinien voran bringen. Aus 325 eingereichten Projektideen wurde dank monatelangem intensiven und beharrlichen Einsatz der Gemeindeverwaltung der Ausbau des Steinebacher Wegs als eines von 27 Vorhaben ausgewählt. Die damit verbundene Förderzusage von traumhaften 80 % machte es möglich, die geschätzten Kosten für den Ausbau des Abschnitts auf Weßlinger Flur von 139 k€ auf 28 k€ zu senken.
Es ist absehbar, dass der erste, 270 m lange Teilabschnitt bis zur dort entstehenden landwirtschaftlichen Betriebsstätte demnächst ohnehin asphaltiert werden wird. Durch die bewilligte Förderung bestand die einmalige Chance, zu weniger als halb so hohen Kosten den gesamten Weg bis zur Gemeindegrenze auszubauen.
Drei Viertel der amtierenden Gemeinderät:innen gehören Fraktionen an, die im Kommunalwahlkampf 2020 den Bau von Radwegen versprochen haben:
„Durch Ausbau bzw. Einfordern alltagstauglicher Radrouten nach Unterbrunn, Steinebach und Unering wollen wir die Gemeinde zur wirklich fahrradfreundlichen Kommune machen.“ Wahlprogramm Grüne Weßling
„Stärkung des Radverkehrs innerorts und Ausbau der Radwege zu den Nachbargemeinden.“ Ziele Freie Wähler Weßling
„Das Fahrradwege-Netz ausbauen“ und „bestehende Fahrrad- und Fußwege pflegen und auch im Winter nutzbar machen.“ Wahlprogramm SPD Weßling
Dennoch stimmte am 22. November 2022 auch in dieser Sache mit 9:10 eine hauchdünne Mehrheit (bei zwei abwesenden radlaffinen Rät:innen) gegen den alltagstauglichen Ausbau. Als Begründung wurde vorgebracht, dass sich der Seefelder Gemeinderat zuvor dagegen entschieden hatte – wie gewohnt hatte es keine Initiative aus dem Landratsamt gegeben, um die Umsetzung dieser Maßnahme aus dem Alltagsradroutennetzkonzept zu koordinieren. So kam es, dass im Dezember auch noch der Wörthseer Gemeinderat den Ausbau ablehnte, obwohl dort Radler:innen wegen starker Gefälle besonders hoher Sturzgefahr ausgesetzt sind.
Diese drei Fehlentscheidungen haben die bislang erfolgreich verlaufene Umsetzung der fahrradfreundlichen Gemeinde Weßling auf der Zielgerade zu Fall gebracht. Nun ist fraglich, ob es noch in dieser Wahlperiode zur Zertifizierung kommen wird, oder ob diese auf die Amtszeit des folgenden Gemeinderats vertagt wird, in dem es hoffentlich mehr Verständnis und stabile Mehrheiten für die Radverkehrsförderung geben wird.
haben Sie kürzlich in der SZ das Interview mit dem Klimaforscher Mojib Latif (Leiter der Forschungseinheit Maritime Meteorologie am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel) gelesen? Er ist skeptisch, ob es noch gelingen kann, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen: „Die Welt müsste den Rückwärtsgang einlegen und mit Höchstgeschwindigkeit in die andere Richtung fahren. Denn es ist nicht so, dass die Richtung stimmt und nur das Tempo nicht. Wir fahren in die falsche Richtung.“
Als ich diese Sätze las war mir klar, warum ich solches Bauchgrummeln habe, seitdem ich Herrn Schwarz zugesagt habe, ihn heuer bei der Öffentlichkeitsarbeit für das STAdtradeln zu unterstützen!
Seit elf Jahren beteiligt sich der Landkreis Starnberg nun an der Klimaschutzaktion Stadtradeln und nach wie vor fährt der Landkreis was die Mobilität betrifft ungebremst und mit Karacho in die falsche Richtung! In dieser Zeit wurde der Kfz-Verkehr unter anderem mit dem Bau von vier Ortsumfahrungen, dem sechsspurigen Ausbau der A 96 einschließlich aufwändiger Galerien und dem Baubeginn des Tunnels Starnberg gefördert. Vor allem beim Bau der Umfahrungen wurde nicht nur auf ein begleitendes Konzept für den Fuß- und Radverkehr verzichtet, nein, ganz bewusst wurde in Kauf genommen, dass wichtige Verkehrsverbindungen für Fußgänger und Radfahrer ganz unterbrochen wurden (Mamhofen – Umfahrung Starnberg, Mitterwies – Umfahrung Weßling, Allguth-Tankstelle – Umfahrung Gilching) und an einer Vielzahl weiterer Stellen wesentliche Verschlechterungen eintraten. Zitate Staatliches Bauamt Weilheim zu Mamhofen: „Radfahrer sind hier nicht mehr erwünscht!“ und zur Unterführung beim Kreisverkehr Dellinger Höhe: „Natürlich kann die Unterführung von Radfahrern nur langsam durchfahren werden. … Die neugebaute Straße ist auf Tempo 100 ausgelegt. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung ist nicht angezeigt.“
Stadtradeln ist keine Werbeaktion für den Fremdenverkehr, es ist auch keine Trimm-Dich-Aktion! Stadtradeln ist eine Klimaschutz-Aktion! Wir sind mitten drin in der Klimakrise und auch mitten drin in einer akuten Energiekrise. Das kann beim Verkehr nur eines heißen: Wir müssen viel weniger mit dem Auto fahren und, wenn wir mit dem Auto fahren, muss es viel sparsamer geschehen! Und das betrifft Fahrzeuge mit Elektromotor nicht weniger, als solche mit Verbrennungsmotor.
Viele Stadtradler haben das längst erkannt und zeigen Jahr für Jahr, dass sie bereit sind für eine klimafreundliche Mobilität. Jetzt ist es höchste Zeit, dass der Landkreis den Radverkehr mit konkreten Maßnahmen wirksam fördert und Radfahrer schützt!
Der Landkreis will an einigen wenigen Kreisstraßen Radwege bauen – die ersten drei Kilometer zwischen Unering und Hochstadt sollen Anfang 2024 fertig sein, alle anderen Jahre später. Und bis dahin? Bis dahin nehmen Sie in Kauf, dass auf diesen Straßen – und vielen anderen – täglich Autos mit Tempo 100 und oft mit viel zu geringem Seitenabstand an Radfahrern vorbeifahren und diese gefährden. Warum nicht jetzt schnell handeln?
Geschwindigkeit auf Straßen ohne begleitenden Radweg auf 70 km/h begrenzen!
An Ortsausgängen auf den Mindestseitenabstand von 2 m hinweisen!
Straßen, wie z. B. die Verbindungen Gauting-Gilching, Oberbrunn-Unterbrunn, Rothenfeld-Machtlfing für den Kfz-Durchgangsverkehr sperren!
Direkte Verbindungen auf Feld- und Waldwegen, wie z. B. Hochstadt-Starnberg, Weßling-Wörthsee, Drößling-Landstetten alltagstauglich machen!
Radschnellwege Starnberg-Fürstenfeldbruck und Freiham-Gilching in Angriff nehmen!
Welche Vorschläge haben Sie? Das STAdtradeln 2022 startet am 27. Juni – womit wollen Sie die Radfahrer dazu motivieren, wieder mitzumachen? Und wie machen Sie den Menschen im Landkreis deutlich, dass Autoverkehr wie bisher in Zukunft nicht mehr möglich sein wird?
Nach jahrelanger Konzeption und Planung beschloss der Gemeinderat am 11. Mai die Verkehrsplanung für die neue Grundschule. Das Ergebnis ist enttäuschend, denn statt kindgerechter und menschenfreundlicher Gestaltung des öffentlichen Raums und nachhaltiger Mobilität steht die uneingeschränkte Nutzung durch Kfz jeder Größenordnung im Vordergrund.
Verkehrsplanung für die neue Grundschule (Norden bzw. Ortsmitte rechts im Bild)
Organisation und Standort
Es ist nachvollziehbar, dass sich der Schulbetrieb durch die Zusammenlegung der Schulhäuser an einen Standort einfacher und effizienter organisieren lässt. Doch hinsichtlich Mobilität entsteht dadurch der gravierende Nachteil, dass die Schule für einen großen Teil der Schüler:innen nicht mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist. Dieses Problem wird durch den überhaupt nicht zentral gelegenen Standort am westlichen Ende der Gemeinde noch erheblich verschärft. So widersprechen Einhäusigkeit und Standort diametral dem klugen Konzept der Gemeinde der kurzen Wege, welches eine wichtige Voraussetzung für die notwendigerweise nachhaltige Mobilität der Zukunft darstellt.
Darüber hinaus sind durch die Standortwahl Konflikte mit dem Radverkehr zu erwarten, denn sowohl der Meilinger Weg als auch der Steinebacher Weg stellen hoch priorisierte Radrouten dar, welche zudem im Bereich des neuen Schulhauses abschüssig verlaufen. Sehr gefährlich für Radler:innen ist offensichtlich auch die Situation an der von der Hauptstraße den Meilinger Weg kreuzenden Parkplatzzufahrt für Kfz.
Deutlich weniger großzügig wurden die Fahrradabstellplätze für die neue Schule geplant. Während an den bisherigen Schulhäusern in Oberpfaffenhofen und Weßling jeweils 36 überdachte Plätze zur Verfügung standen, enthielt die neue Planung nur 24 überdachte und 36 nicht überdachte Plätze. Durch eine nachträgliche Optimierung gelang es immerhin, erstere auf 30 zu erhöhen – was allerdings noch immer einen deutlichen Rückschritt für den Radverkehr darstellt.
Schulweg für Kinder
Das ursprüngliche Verkehrskonzept für die neue Schule ging von einer Vorstudie aus, nach der etwa 70 % der Schulkinder durch den östlichen Steinebacher Weg zur Schule gelangen. Um Gefährdungen durch Kfz-Verkehr zu vermeiden sah es vor, den Abschnitt zwischen Max-Doerner-Weg und der Hauptstraßen-Unterführung für den Kfz-Verkehr zu sperren. Für den Bring- und Holverkehr wurden stattdessen Längsparkplätze auf dem Parkplatz geplant, welcher nur über die Hauptstraße erreichbar ist.
Dieses schlüssige und kinderfreundliche Konzept wurde jedoch vom Gemeinderat mehrheitlich verworfen. Um Umwege für den Kfz-Verkehr zu vermeiden, wird der Steinebacher Weg nun doch nicht autofrei werden. Durch diese Fehlentscheidung entsteht ein attraktiver Rundkurs für Elterntaxis über nördlichen Meilinger Weg und östlichen Steinebacher Weg, sodass mit erheblichen Gefährdungen von zu Fuß gehenden und radelnden Schulkindern zu rechnen ist. Zudem liegen sowohl die offiziellen wie auch die inoffiziellen Elterntaxihaltestellen wesentlich näher am Schulgebäude als der selbst vom ADAC empfohlene Mindestabstand von 250 Metern.
Es ist freilich nicht ungewöhnlich, dass ein bayerischer Gemeinderat aus der Windschutzscheibenperspektive entscheidet. Im Fall der Grundschule kommt jedoch hinzu, dass auch der Verkehrsplaner in erster Linie die Belange des Kraftverkehrs im Blick hatte, anstatt nach kindgerechten Lösungen zu suchen. Dies zeigte sich insbesondere in seiner ablehnenden Haltung zur Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs im westlichen Steinebacher Weg sowie von Fußgängerüberwegen (Zebrastreifen) als Querungshilfen für die Schulkinder.
Fazit
Insgesamt ist die Verkehrsplanung der neuen Schule weder hinsichtlich Schulwegsicherheit noch bezüglich nachhaltiger und menschenfreundlicher Mobilität zukunftsweisend. Denn eine Gestaltung des öffentlichen Raums, durch die Kraftverkehr höchste Priorität genießt und schwache Verkehrsteilnehmer:innen wie Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und insbesondere Kinder an den Rand gedrängt werden, läuft der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung zuwider und ist somit ein Auslaufmodell. Nicht verkehrsgerechten Kindern, sondern kindgerechtem Verkehr gehört die Zukunft.
Am letzten Samstag fand die erste Kidical Mass in Weßling statt. Bei sehr schönem Wetter demonstrierten 89 Kinder, Eltern und Großeltern für kinder- und fahrradfreundliche Mobilität in der Gemeinde Weßling. Höhepunkt war ein Radldemonstrationszug entlang der wichtigsten Schulwege zur neuen Grundschule. Anschließend sprach Dr. Tassilo Wanner in einer bewegenden und persönlichen Rede über Rücksicht und Nachhaltigkeit im Straßenverkehr. Nach der Kundgebung sorgte eine Hüpfburg für große Begeisterung bei den Kindern.
Die Kidical Mass fand an über 200 Orten in 15 Ländern statt. Übergeordnetes Ziel ist ein kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht. So entspringt die Kidical Mass der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung, nach der nicht mehr länger die Schwachen auf die Starken Rücksicht nehmen müssen, sondern die Starken auf die Schwachen achten. Von diesem Paradigmenwechsel ist der Straßenverkehr in Deutschland freilich noch meilenweit entfernt.
Außerdem wurden vier Forderungen für die Mobilität in der Gemeinde Weßling gestellt:
Sichere Schulwege ohne Gefährdung der Kinder durch Kfz-Verkehr, besonders auch im Hinblick auf das neue Schulhaus