Die Straßenausstattung der Gemeinde Weßling hat häufig alleine den Kraftverkehr im Blick. So wird der verträgliche, nicht motorisierte Verkehr nicht nur durch die überholte Straßenverkehrsordnung, sondern zusätzlich aufgrund ihrer autozentrierten Umsetzung benachteiligt. Dabei werden Fußgänger:innen und Radler:innen sicherlich nicht bewusst diskriminiert, sondern aufgrund subjektiver Wahrnehmung in den zuständigen Behörden unabsichtlich übersehen. So bleibt im Unterbewusstsein der Verkehrsteilnehmer:innen der Kraftverkehr das Maß der Dinge – und die soziale Inklusion nicht motorisierter Menschen ist nicht gewährleistet.
Wo bin ich?
Wer zu Fuß oder mit dem Radl auf dem Geh- und Radweg aus Richtung Delling kommt, erspäht zunächst links Sportstätten, um dann nach einem Gefälle mit einem Stop-Verkehrszeichen in unserer Gemeinde begrüßt zu werden. Da es keine Ortstafel gibt tappen Ortsfremde im Dunkeln, in welchem Ort sie sich befinden. Es versteht sich von selbst, dass an der parallel verlaufenden Hauptstraße eine Ortstafel steht, die allerdings vom Meilinger Weg aus nicht einsehbar ist.
Am Ende der Welt
Die Grünsinker Straße ist hinter der Grünsinker Kapelle für den Kfz-Verkehr gesperrt, stellt aber eine bedeutende Radverkehrsverbindung nach Etterschlag und Schluifeld/Steinebach dar. Dennoch fehlt auf der Ortstafel an der Weßlinger Ortsausfahrt die Angabe der nächsten Ortschaft – die Beschilderung erfolgte offenbar allein aus Sicht des hier eigentlich unbedeutenden Kraftverkehrs.
Radweggenehmigungspflicht
Wer dennoch weiter in Richtung Grünsink radelt, trifft auf das Verkehrszeichen „Gemeinsamer Geh- und Radweg“ mit Zusatzzeichen „Durchfahrt nur mit Genehmigung“. Das macht zwar aus Windschutzscheibenperspektive Sinn, doch für Radlerinnen und Radler ist völlig rätselhaft, warum sie eine Genehmigung für die Durchfahrt brauchen und wie sie diese bekommen können.
Geheimnisvolle Straßennamen
An der Ortsausfahrt in Richtung Gilching auf Höhe der Einmündung Nelkenweg geht die Hauptstraße in die Münchener Straße über. Wie üblich werden hier die Verkehrsteilnehmer:innen mit entsprechenden Straßennamensschildern informiert. Diese sind allerdings einseitig ausgeführt, sodass sie nur für den Kfz-Verkehr ablesbar sind. Benutzer:innen des stark frequentierten Geh- und Radwegs wurden einmal mehr nicht berücksichtigt.
Spieglein, Spieglein
Im Leitgarten befindet sich an der Einmündung in die vorfahrtsberechtigte Hochstadter Straße ein Verkehrsspiegel, der die Sicht in Richtung Süden verbessert. Obwohl vom gegenüber liegenden Ende des Weges zur Ettenhofener Straße die Sichtbeziehung nach Norden noch wesentlich schlechter ist, suchen Fußgänger:innen und Radler:innen dort vergeblich nach einem Verkehrsspiegel. Anscheinend sind nur motorisierte Verkehrsteilnehmer:innen diesen Aufwand wert.
Richtungsweisend
Als die Bahnhofstraße zur Einbahnstraße erklärt wurde, war der Radverkehr von Beginn an auch in Gegenrichtung zugelassen – sehr gut! Allerdings wurden dieses Jahr zur Verdeutlichung bzw. Erinnerung Richtungspfeilmarkierungen ergänzt, die einmal mehr völlig sinnfrei für den Radverkehr sind.
Auch die Beschilderungen zur vorgeschriebenen Fahrtrichtung in sämtlichen Einmündungen sind für Radler:innen einfach Nonsens.
Diese Beispiele belegen nicht nur, dass auch in der Gemeinde Weßling unter Verkehr häufig nur Kraftverkehr verstanden wird. Sie verdeutlichen auch, wie bedeutsam die Einrichtung der ersten Fahrradstraße ist, denn sie stellt ein klares Bekenntnis zum Ziel „nichtmotorisierter Verkehr wird bevorzugt“ aus dem Leitbild der Gemeinde dar. Insofern besteht Hoffnung, dass die genannten Mängel in absehbarer Zeit beseitigt werden.
Eigentlich ein toller Artikel, würden sich mir nicht bei der Vergewaltigung meiner Muttersprache durch das furchtbare Ge-Gender:inne meine Nackenhaare aufstellen.
Den Radweg von Etterschlag her kommend über Grünsink fahre ich auch öfters, allerdings nur wenn ich langsam und vorsichtig fahren mag, ansonsten nehme ich aus Sicherheitsgründen lieber die Landstraße, trotz knapp 2km Umweg und Ampel an der Autobahnauffahrt ( = tiefstmögliche Stelle).
Auf dem Radweg gibt es drei sehr unübersichtliche 90° Kurven kurz hintereinander, die gerne, insbesondere von schnellen Radlern, geschnitten werden. Zur Sicherheit hupe ich dort immer kurz. Kurz vor der Unterführung, direkt bei der Unterführung und direkt hinter der Unterführung. Selbst im Schritttempo kann es hier sonst sein, dass man über den Haufen gefahren wird.
Danach geht es landschaftlich reizvoll auf eine Aussichtshöhe, während der Verkehr auf der parallelen Landstraße langweilig in der Ebene entlang geführt wird. Hier kann man testen, ob der erste Gang noch funktioniert und wie es heute mit der Beinkraft bestellt ist. Hat man oben die Aussicht genug genossen, darf man sich sofort wieder auf eine rasante Abfahrt freuen, die für Fortgeschrittene mit mehrern Kurven und einer Slalomstange attraktiver gestaltet wurde. Letztere weißt inzwischen eine Knickstelle auf, ich hoffe es war nichts Ernstes und wünsche gute Besserung.
Wieder unten angekommen, empfiehlt es sich, nicht den Schwung für den nächsten Anstieg mitzunehmen, sondern einen Blick nach rechts zu wagen, von dort könnte evtl. ein Traktor den durch eine Schranke abgesperrten und vorher nicht einsehbaren Weg entlang kommen. Jetzt sind es nur noch drei kleine Anstiege mit zwei kurzen Abfahrten und schon ist man in Wessling.
Mal ganz ehrlich: Der Radweg ist von der Oberfläche her gut gemacht, aber insgesamt saugefährlich ausgeführt. Für einen Schönwetterradler, der zum Spaß unterwegs ist, mag das ok sein, aber ein Berufspendler, der den Weg auch bei Dunkelheit, Nässe oder Nebel zurücklegen muss ist das kein Spaß. Von Eisplatten im Winter rede ich erst gar nicht, im Winter fährt ja eh niemand Rad, oder?
Das ist ja alles ganz putzig, und speziell über den Radweg „nur mit Genehmigung“ habe ich auch schon schmunzeln müssen. Nur finde ich, dass man sich anstatt um diese Details lieber um die wirklichen Probleme kümmern sollte:
– Die unsagbar dämlich und saugefährlich ausgeführte Unterführung am Kreisel der Umgehungsstraße (Richtung Seefeld). Der Kurvenradius ist viel zu klein, Kurven werden dadurch geschnitten, und da das Ganze nicht einsehbar ist wird der Gegenverkehr erst im letzten Moment erkannt. Mir sind schon 2 Unfälle von Kollegen bekannt, inkl. Knochenbrüchen.
– Ein Stück weiter, Querung Steinebacher Weg: Ein Stoppschild zwingt zum Anhalten am tiefsten Punkt. Hier könnte man sehr gut stattdessen den Meilinger Weg durchgehend gestalten und stattdessen den Steinebacher Weg stoppen.
– Fußgängerampel Uferweg / Walchstadter Weg. Diese Ampel wird dermaßen oft bei Rot überfahren, dass es schon fast unglaublich ist. Zumindest im morgendlichen / abendlichen Berufsverkehr.
– Aus Gilching kommend fehlt am Nelkenweg ein sicherer Übergang auf die rechte Fahrbahnseite. Man wartet im Berufsverkehr oft minutenlang bis sich eine Lücke auftut. Nein, nicht jeder ist bereit das Risiko einzugehen linksseitig den Fußweg zu benutzen.
Ehrlichgesagt, halte ich die Benutzung der Fahrradstraße über den Bahnhof auch für gefährlicher als die Hauptstraße, viel zu verwinkelt, zugeparkt, unübersichtlich und im Winter schlecht geräumt. Das mag ganz nett sein für den Familienausflug, für einen schnellen Pendler aber eher ungeeignet.
Aber um auch mal etwas positives zu sagen, die Durchfahrt entlang der Hauptstraße ist seit der Verkehrsberuhigung sehr viel entspannter geworden. Und wirklich toll ist, dass der Fußweg am Ortsausgang Richtung Gilching für Radfahrer endlich nicht mehr benutzungspflichtig aber frei für Radfahrer ist. Diesen mit mehr als Schrittgeschwindigkeit zu befahren war wirklich eine Zumutung und ziemlich gefährlich dazu.