Archiv der Kategorie: Fußgängerfreundliche Gemeinde

Park-Platz statt Parkplatz

Foto: VCD Jena


Die Umverteilung von Flächen im öffentlichen Raum zählt zu den dringensten Maßnahmen der anstehenden Mobilitätswende. Mit der Aktionsserie Park-Platz statt Parkplatz macht das Aktionsbündnis Verkehrswende STA die Flächenverteilung des ruhenden Verkehrs zum Thema.

In urbanen Räumen, welche es auch in den Ortszentren der größeren Kommunen im Landkreis STA gibt, steht ein unverhältnismäßig großer Teil des knappen Raums für das Parken von Pkw zur Verfügung. Diese autogerechte Ortsgestaltung wird noch immer von Einzelhändlern vehement eingefordert und von der Kommunalpolitik wie selbstverständlich umgesetzt.

Urbane Räume sind jedoch für Menschen da. Die Aufenthaltsqualität im Straßenraum entscheidet darüber, ob sich Bürgerinnen und Bürger wohl fühlen oder möglichst das Weite suchen. Attraktive Ortszentren und ein großzügiges Kfz-Stellplatzangebot schließen sich aus. Mit Kraftfahrzeugen zugestellte Parkstreifen zerstören zuverlässig das Ortsbild und verhindern für Menschen, Tiere und Mikroklima bedeutsame Grünflächen.

Wie am weltweiten Park(ing) Day demonstrieren wir in mehreren Landkreiskommunen die Nutzung von zentral gelegenen Parkplätzen als öffentlichen Lebensraum. Wir laden alle sympathisierenden und interessierten Menschen ein, sich zu beteiligen und mit Park-Platz statt Parkplatz ein Zeichen für eine zeitgemäße und faire Verteilung des Verkehrsraums zu setzen.

Weitere Infos gibt es hier.

Die Rückeroberung der Straßen in Weßling

von Gerhard Hippmann für Unser Dorf heute

Seit es Straßen und Plätze in Ortschaften gab, dienten sie als Orte der Begegnung. Der von und für Menschen geschaffene Straßenraum wurde nicht nur zum Gehen und Fahren genutzt, sondern selbstverständlich auch zum Verweilen, für ausgedehnte Gespräche und als Spielplatz für Kinder.

Mit der politisch bis heute massiv geförderten Verfügbarkeit von Kraftfahrzeugen änderte sich die Funktion des Straßenraums innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegend. Fußgänger und Radfahrer wurden an den Rand verbannt, und freier Fahrt für freie Kraftfahrer wurde höchste Priorität eingeräumt. Doch diese Entwicklung des öffentlichen Raums zur missgestalteten Todeszone wird von immer mehr Menschen zu Recht in Frage gestellt. Der sich langsam aber sicher durchsetzende Trend zur Rückeroberung der Straßen als Lebensraum wird von Metropolen mit höchster Lebensqualität wie Kopenhagen oder Wien angeführt und ermutigt Kommunen auf der ganzen Welt, die unerträglich gewordenen Gefährdungen und Belästigungen durch hemmungslose Automobilität nicht länger zu akzeptieren.

Auch in unserer Gemeinde hat die Rückeroberung der Straßen längst begonnen. Im Leitbild (Entwicklungsleitlinie 6.1) steht dazu klar und deutlich „nichtmotorisierter Verkehr ist bevorzugt”. Die Umfahrungsstraße wurde mit dem Ziel errichtet, die Hauptstraße als menschlichen Lebensraum zurück zu gewinnen. Außerdem wurde in vielen Gemeindestraßen Tempo 30 angeordnet, um Sicherheit und Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Verkehrsberuhigte Bereiche machen Wohnstraßen zu Lebensraum

In Wohnstraßen ermöglicht die StVO mit Verkehrsberuhigten Bereichen (häufig „Spielstraßen” genannt) noch wesentlich weiter gehende Maßnahmen, die der ursprünglichen, menschenfreundlichen Nutzung von Straßen sehr nahe kommen: Hier dürfen sich Fußgänger auf der gesamten Fahrbahnbreite aufhalten und haben Vorrang gegenüber Fahrzeugen, Kinderspiele sind erlaubt, und Schrittgeschwindigkeit darf nicht überschritten werden. Von dieser großartigen Möglichkeit wurde in Weßling bereits im Höhenrainäcker und in Herbststraße/Winterweg Gebrauch gemacht.

Auch die im Januar vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Einrichtung zweier Fahrradstraßen belegt eindrucksvoll die Rückeroberung der Straßen in unserer Gemeinde. Denn zweifellos wäre Vorrang für den Radverkehr auf zwei strategisch wichtigen Ortsstraßenzügen noch vor wenigen Jahren nicht mehrheitsfähig gewesen.

Internationales Critical Mass Symbol: Bike fist

Bei fünf Critical-Mass-Aktionen haben in diesem Jahr erstmalig Bürgerinnen und Bürger aus unserer Gemeinde initiativ die Straßen zurück erobert. Critical Mass wurde 1992 in San Francisco erfunden. Seither treffen sich weltweit in vielen Städten monatlich Radler zu gemeinsamen Touren durch ihren Ort und demonstrieren damit für die gleichberechtigte Nutzung des Straßenraums. Hierbei fahren sie gemäß StVO ab 16 Teilnehmern im geschlossenen Verband nebeneinander und gelten somit als ein Fahrzeug.

Mit 29 bis 90 Radlerinnen und Radlern jeden Alters war die Beteiligung ausgesprochen hoch – und die Stimmung freudig und entspannt. Dabei entfaltete die Aktion ihre positive Wirkung weniger durch die Entschleunigung des Kraftverkehrs, sondern viel mehr durch ihren solidarischen und kommunikativen Charakter, der das Bewusstsein für die Rückeroberung der Straßen wirkungsvoll fördert. Wir sind gespannt, ob es im nächsten Jahr wieder Critical Mass in Weßling geben wird…

Weßling wird radlfreundlicher

Es gibt gute Nachrichten für Weßlinger Radler und Fußgänger: Am Bahnhof wurde eine Servicestation für Fahrräder installiert, und der Geh- und Radweg entlang der Staatsstraße 2068 wurde mit einer Beleuchtung ausgestattet.

Radlservicestation am Bahnhof

Radlservicestation am Bahnhof

Seit diesem Montag steht am Bahnhof hinter dem Eingang der Gemeindebücherei eine hochwertige Fahrradreparaturstation. Eine Radlaufhängung, angeleinte Werkzeuge und eine Luftpumpe ermöglichen es in unserem fahrradladenlosen Ort, Fahrräder wieder flott zu machen. Damit wird Weßling im Landkreis zum Vorreiter im Bereich Service, einer der vier Säulen der Radverkehrsförderung neben Infrastruktur, Information und Kommunikation.

Die Servicestation wurde entsprechend dem Vorschlag der Mobilitätswende mit dem Preisgeld für das landkreisbeste Ergebnis beim STAdtradeln 2015 angeschafft. Genauso wie die vorbildliche Abstellanlage beim Kiosk am See haben also die Weßlinger mit ihrem hervorragenden Einsatz beim STAdtradeln eine weitere gemeinnützige Einrichtung erradelt. Die Unkenrufe über sinnloses Gestrampel wurden einmal mehr widerlegt.

Geh- und Radwegbeleuchtung beim DLR

Geh- und Radwegbeleuchtung beim DLR

Weniger plakativ, aber mindestens genauso nützlich ist die neue LED-Beleuchtung des Geh- und Radwegs zwischen dem Kreisel beim Feuerwehrhaus und dem DLR. Sie ist insbesondere für in Richtung Weßling gehende Fußgänger, aber auch Radler segensreich, weil sie die starke Blendwirkung durch den auf der höher gelegenen Straße fahrenden Kfz-Verkehr entschärft.

Gemäß den vom Arbeitskreis Radverkehr STA erarbeiteten Qualitätskriterien für Alltagsradverbindungen sollen außerörtliche Wege nur dann beleuchtet werden, wenn sie hohes Rad- und Fußverkehrsaufkommen aufweisen. Dieses Kriterium ist zwischen Weßling und der DLR-Einfahrt erfüllt, sodass die Mobilitätswende einen entsprechenden Vorschlag machte, der vom Gemeinderat befürwortet wurde.

Beide Maßnahmen stellen deutliche Fortschritte auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Gemeinde Weßling, aber auch schöne Erfolge der Mobilitätswende dar. Wir danken Herrn Bürgermeister Muther, der Radverkehrsbeauftragten, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat für die konstruktive Zusammenarbeit – und sind gespannt auf Rückmeldungen der Nutzer.

Eine andere Mobilität ist möglich

Der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums

Der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums

Es gibt keinen motorisierten Individualverkehr. Im ganzen Ort herrscht Fahrverbot für Kfz mit genau festgelegten Ausnahmen: Für den gewerblichen Lieferverkehr dürfen elektrisch angetriebene Kleintransporter (Höchstgeschwindigkeit 20 km/h) benutzt werden. Verbrennungsmotoren sind nur für Einsatzfahrzeuge (Feuerwehr, Krankenwagen) sowie Land- und Baumaschinen zulässig.

Parkplatz mit minimalem Flächenverbrauch

Parkplatz mit minimalem Flächenverbrauch

So setzt sich der Straßenverkehr beinahe ausschließlich aus Fuß- und Radverkehr zusammen. Die Straßen sind frei von Lärm, Abgasen, Feinstaub und Lebensgefahr. Dank dem menschlichen Maß entsprechender Geschwindigkeiten und persönlicher Kommunikation der Verkehrsteilnehmer verläuft der Verkehr jederzeit entspannt und ohne Hektik und Aggression. Infantile Drohgebärden durch hochdrehende Verbrennungsmotoren mit Sportauspuff, panzerartige SUVs und sonstige Persönlichkeitsprothesen auf vier Rädern gibt es nicht.

Hauptverkehrsmittel Fahrrad

Hauptverkehrsmittel Fahrrad

Die unzähligen Radler fahren ohne Helm auf Hollandrädern und Cruisern mit Nabenschaltung, funktionierender Lichtanlage und bei Bedarf mit geräumigem Transportanhänger. In knallbunte, reklameübersäte Radlerklamotten gezwängte Wochenendradsportler mit High-Tech-Sportbike der neuesten Generation sucht man hingegen vergebens. Das allgegenwärtige flüsterleise Prasseln der auf dem Klinkerpflaster abrollenden Veloreifen ist Musik in den Ohren eines jeden Radlfreunds.

Autofreie Wohnstraße

Autofreie Wohnstraße

Alle Waren und Diestleistungen für den täglichen Bedarf stehen im Ort zur Verfügung. Niemand braucht sich Gedanken über Kfz-Stellplätze und -Straßen, Staus, Geschwindigkeitsbeschränkungen und -kontrollen, Ampeln und Vorfahrtsregelungen, Fahruntauglichkeit und Verkehrstote, Elterntaxis und Schulwegsicherheit, Radverkehrsförderung und Mobilitätswende zu machen. Überall ist selbstbestimmte Mobilität für Jung und Alt selbstverständlich möglich. Nicht der fahrende und ruhende Kfz-Verkehr, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums.

Was für einen Weßlinger völlig utopisch klingt, ist in Langeoog auf der gleichnamigen ostfriesischen Insel längst Realität. Offenbar können allein durch die räumliche Trennung des Gemeindegebiets Denkbarrieren niedergerissen und Menschenverstand beflügelt werden. Es ist verblüffend und faszinierend, dass eine so kompromisslose Hinwendung zu sanfter Mobilität in einem Ort der Autorepublik Deutschland möglich ist.

„Zu Fuß zur Schule” 2014

Wie im letzten Jahr rufen der Förderverein und das Kollegium der Grundschule Weßling ihre Schülerinnen und Schüler für drei Wochen (vom 24. März bis 11. April) zur Aktion Zu Fuß zur Schule auf. Die Kinder sollen ihre Wege während dieser Zeit (und gerne darüber hinaus) möglichst aus eigener Kraft und umweltfreundlich zurück legen. Dafür werden im Kinder- und Elternbrief zur Aktion viele gute Gründe genannt:

  • Gemeinsamer Fußmarsch macht Spaß,
  • schont die Natur,
  • fördert die Konzentration,
  • stärkt die Abwehrkräfte,
  • weniger Straßenverkehr,
  • damit weniger Gefahren und
  • schont den Geldbeutel.

Jedes Schulkind erhält einen Pass, in den es täglich mit je einem Punkt jede Strecke einträgt, die es umweltfreundlich zur Schule und wieder nach Hause gekommen ist. Dabei zählt neben Füßen, Roller und Radl auch der Schulbus. Die Eltern werden gebeten, die Aktion zu unterstützen, indem sie ihren Kindern den autofreien Schulweg ermöglichen, und die Gelegenheit nutzen, ihr eigenes Mobilitätsverhalten zu prüfen.

Am Samstag, 29. März, wird die Aktion wieder durch den Workshop Radl reparieren ergänzt. Mit Unterstützung von Auszubildenden des Vereins Werkstätte für Zweiradmechanik können Kinder und Eltern ihre Fahrräder fit für den Frühling machen. Weitere Attraktionen sind die Gestaltung von Plakaten, die Vorführung des thematisch passenden Kinofilms Die Kinder vom Napf und die gemeinsame Pflanzung eines Baums.

Die Mobilitätswende Weßling unterstützt die Aktion durch die technische Umsetzung und den Aushang einer Plakatserie. Die zwölf hübschen Motive wurden von Schülerinnen und Schülern der Weßlinger Grundschulen gestaltet.

Wir wünschen allen Beteiligten viel Spaß und Erfolg und hoffen, dass die Aktion viele Familien zu einem dauerhaften Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität anregt.

Fehlende Bordsteinabsenkungen

Zufahrt zum Edeka Radlabstellplatz ohne Bordsteinabsenkung

Zufahrt zum Edeka Radlabstellplatz ohne Bordsteinabsenkung

Fehlende Bordsteinabsenkungen sind große Hindernisse für alle rollenden Gehwegbenutzer: Radelnde und Laufrad-fahrende Kinder, Inline-Skater, Handwagen- und Rollatorschieber und Rollstuhlfahrer. Die Mobilitätswende hat in Weßling 28 Orte ausgemacht, an denen Gehwege noch nicht mit den benötigten Absenkungen versehen sind. Mit der Beseitigung dieser Schwachpunkte kann die Gemeinde nachhaltige Mobilität fördern und einen spürbaren Schritt in Richtung fußgänger- und fahrradfreundliche Gemeinde machen.

Aktion „Zu Fuß zur Schule”

Motiv „nachhaltig” der Plakatserie zur Aktion „Zu Fuß zur Schule”

Motiv „nachhaltig” der Plakatserie zur Aktion „Zu Fuß zur Schule”

Der Förderverein und das Kollegium der Grundschule Weßling rufen ihre Schülerinnen und Schüler in den kommenden drei Wochen (4. bis 22. März) zur Aktion Zu Fuß zur Schule auf. Die Kinder sollen ihre Wege während dieser Zeit (und gerne darüber hinaus) möglichst aus eigener Kraft und umweltfreundlich zurück legen. Die Eltern werden gebeten, die Aktion zu unterstützen, indem sie ihren Kindern den autofreien Schulweg ermöglichen, und die Gelegenheit nutzen, ihr eigenes Mobilitätsverhalten zu prüfen.

Am Samstag, 16. März, wird die Aktion durch den Workshop Radl reparieren ergänzt. Mit Unterstützung von Auszubildenden des Vereins Werkstätte für Zweiradmechanik können Kinder und Eltern ihre Fahrräder fit für den Frühling machen.

Die Mobilitätswende Weßling begrüßt die Aktion ausdrücklich und unterstützt sie durch die Gestaltung, die Produktion und den Aushang einer Plakatserie. Die Motive unterscheiden sich durch sieben verschiedene Zusatzschilder, durch die die wichtigsten Vorteile der Körperkraftmobilität ins Bewusstsein gebracht werden. Wir wünschen allen Beteiligten viel Spaß und Erfolg und hoffen, dass die Aktion viele Familien zu einem dauerhaften Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität anregt.