Eine andere Mobilität ist möglich

Der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums

Der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums

Es gibt keinen motorisierten Individualverkehr. Im ganzen Ort herrscht Fahrverbot für Kfz mit genau festgelegten Ausnahmen: Für den gewerblichen Lieferverkehr dürfen elektrisch angetriebene Kleintransporter (Höchstgeschwindigkeit 20 km/h) benutzt werden. Verbrennungsmotoren sind nur für Einsatzfahrzeuge (Feuerwehr, Krankenwagen) sowie Land- und Baumaschinen zulässig.

Parkplatz mit minimalem Flächenverbrauch

Parkplatz mit minimalem Flächenverbrauch

So setzt sich der Straßenverkehr beinahe ausschließlich aus Fuß- und Radverkehr zusammen. Die Straßen sind frei von Lärm, Abgasen, Feinstaub und Lebensgefahr. Dank dem menschlichen Maß entsprechender Geschwindigkeiten und persönlicher Kommunikation der Verkehrsteilnehmer verläuft der Verkehr jederzeit entspannt und ohne Hektik und Aggression. Infantile Drohgebärden durch hochdrehende Verbrennungsmotoren mit Sportauspuff, panzerartige SUVs und sonstige Persönlichkeitsprothesen auf vier Rädern gibt es nicht.

Hauptverkehrsmittel Fahrrad

Hauptverkehrsmittel Fahrrad

Die unzähligen Radler fahren ohne Helm auf Hollandrädern und Cruisern mit Nabenschaltung, funktionierender Lichtanlage und bei Bedarf mit geräumigem Transportanhänger. In knallbunte, reklameübersäte Radlerklamotten gezwängte Wochenendradsportler mit High-Tech-Sportbike der neuesten Generation sucht man hingegen vergebens. Das allgegenwärtige flüsterleise Prasseln der auf dem Klinkerpflaster abrollenden Veloreifen ist Musik in den Ohren eines jeden Radlfreunds.

Autofreie Wohnstraße

Autofreie Wohnstraße

Alle Waren und Diestleistungen für den täglichen Bedarf stehen im Ort zur Verfügung. Niemand braucht sich Gedanken über Kfz-Stellplätze und -Straßen, Staus, Geschwindigkeitsbeschränkungen und -kontrollen, Ampeln und Vorfahrtsregelungen, Fahruntauglichkeit und Verkehrstote, Elterntaxis und Schulwegsicherheit, Radverkehrsförderung und Mobilitätswende zu machen. Überall ist selbstbestimmte Mobilität für Jung und Alt selbstverständlich möglich. Nicht der fahrende und ruhende Kfz-Verkehr, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt des öffentlichen Raums.

Was für einen Weßlinger völlig utopisch klingt, ist in Langeoog auf der gleichnamigen ostfriesischen Insel längst Realität. Offenbar können allein durch die räumliche Trennung des Gemeindegebiets Denkbarrieren niedergerissen und Menschenverstand beflügelt werden. Es ist verblüffend und faszinierend, dass eine so kompromisslose Hinwendung zu sanfter Mobilität in einem Ort der Autorepublik Deutschland möglich ist.

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