von Gerhard Hippmann für Unser Dorf heute
Trotz S-Bahn-Anschluss mit 20-Minuten-Takt ist Weßling mit 840 Kfz pro 1000 Einwohnern die Kommune mit dem dritthöchsten Motorisierungsgrad im Landkreis. Dieser Wert liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (572) und selbst den USA (797), und die Tendenz ist immer noch steigend. Doch auch in unserer Gemeinde gibt es Menschen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und ihre Autoabhängigkeit bewusst reduzieren. Wir stellen einige von ihnen vor.
Anna Eibl-Eibesfeldt lebt mit ihrer fünfköpfigen Familie im Ortsteil Weßling. Beide Eltern sind berufstätig und kommen dennoch ohne Zweitauto aus. Stattdessen nutzen sie neben ihrem Pkw ein Pedelec mit zweisitzigem Kinderanhänger. Damit haben sie seit der Anschaffung im Herbst 2015 bereits 4000 km zurückgelegt.
Zuvor hatte Anna ein gewöhnliches Mountainbike benutzt, doch durch das Zusatzgewicht des Anhängers hatten sich Rücken- und Knieschmerzen eingestellt. Beim Pedelec hingegen hilft ein Elektromotor bei Fahrgeschwindigkeiten bis 25 km/h beim Treten: Je nach am Lenker per Tastendruck einstellbarer Unterstützungsstufe muss nur ein Teil der Antriebsleistung von der Fahrerin aufgebracht werden. Das fühlt sich an wie Radeln mit Rückenwind – oder eben ohne die Bremswirkung des Anhängers oder von kräftezehrenden Steigungen.
Mit einer Akkuladung kann Anna je nach Beladung und Unterstützungsstufe 35 bis 85 km weit fahren. Zum Aufladen lässt sich der Akku einfach abnehmen, es wird also keine Ladestation am Abstellplatz benötigt. Übrigens unterscheiden sich Pedelecs straßenverkehrsrechtlich nicht von gewöhnlichen Fahrrädern (gleiche Regeln zur Radwegebenutzung, Anhänger erlaubt, keine Helm- und Versicherungspflicht).
Die Kombination aus Pedelec und Anhänger ist eine kluge Idee: Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Kupplung trennen, sodass der Anhänger nur bei Bedarf gezogen werden muss und platzsparender abgestellt werden kann. Dabei eignet sich ein geräumiger Kinderanhänger mit zwei Plätzen nicht nur für Kinder bis sieben Jahre, sondern auch für vielerlei Lastentransporte.Anna erledigt mit ihrem genialen Gespann zu jeder Jahreszeit nicht nur Kindertransporte und Einkäufe im Gemeindegebiet, sondern auch Alltagsfahrten nach Hochstadt, Gilching und Seefeld. Und wenn sie nach Germering zur Arbeit fährt, schätzt sie es besonders, dort unverschwitzt anzukommen.
Allerdings gibt es auch Schattenseiten, etwa wenn der Akku zu Ende geht und sich das relativ schwere Gefährt dann nur noch recht mühsam fortbewegen lässt. Oder wenn Anna, wie in diesem Januar geschehen, von einem Autofahrer übersehen wird, der ohne die Stopschilder zu beachten mit hoher Geschwindigkeit von der Gautinger Straße in die Hauptstraße einbog und sie nur knapp verfehlte. Dennoch zieht die Weßlingerin eine positive Bilanz: „Die meiste Zeit macht es Spaß, entspannt mich und die Landschaftserlebnisse sind inspirierend.”
In Deutschland sind bereits mehr als drei Millionen Pedelecs im Einsatz. Wenn auch Sie mit einem Pedelec menschen- und umweltfreundlicher mobil werden möchten, empfehlen wir eine Beratung mit Probefahrt im Fahrradfachhandel. Gerne können Sie auch über die Kommentarfunktion Fragen zu diesem Artikel stellen.