von Gerhard Sailer für Unser Dorf heute
Die Älteren unter uns können sich noch an die Zeiten erinnern, als vor allem zur Ferienzeit an jeder Ecke junge Leute standen und mit hochgestrecktem Daumen zeigten, dass sie gerne mitgenommen werden wollten. Man nannte sie „Anhalter“, eine inzwischen fast ausgestorbene Spezies. Für die weiten Strecken sicher zurecht, aber im Alltag? Ich habe die Methode für mich wiederentdeckt: Abends mit der S-Bahn in Weßling angekommen aber den Bus verpasst, das Stück bis Oberpfaffenhofen flotten Schrittes bewältigt und dann an der Hochstadter Straße den Daumen hoch. Sie werden es nicht glauben: Oft hält gleich das erste Auto an, spätestens aber das dritte! Manchmal folgt ein kurzer Ratsch darüber, warum es eigentlich nur noch so wenige Anhalter gibt. Schon sind die zwei Kilometer nach Hochstadt zurückgelegt – ein Genuss nach einem langen Arbeitstag! Und dabei auch noch endlich mal wieder alte Bekannte getroffen oder neue Menschen kennengelernt.
Vor einigen Jahren startete die Gemeinde schon einmal den Versuch, Menschen sozusagen mit offiziellem Segen dazu zu bewegen, andere mitzunehmen. Ein roter Punkt sollte Autofahrer mit freien Plätzen und solche, die selbst über kein Auto verfügten, zusammenbringen. Vielleicht war das damalige System einfach zu bürokratisch, vielleicht war auch die Zeit noch nicht reif.
Inzwischen gibt es immer mehr Menschen, die sich kein eigenes Auto mehr leisten können, oder die angesichts von Luftverschmutzung und Lärmbelästigung durch zu viel Autoverkehr ihr eigenes Mobilitätsverhalten nachhaltiger gestalten wollen. Aber Busse fahren nicht immer und auch nicht überall hin. Mancher Weg wird einem zu Fuß arg lang, wenn die Sonne vom Himmel brennt, es stürmt oder schneit oder die gefüllten Einkaufstaschen immer schwerer werden. Manches Ziel, obwohl gar nicht so weit weg, lässt sich zu Fuß kaum mehr erreichen, weil Fußgänger auf unseren Straßen einfach nicht mehr vorgesehen sind. Da wäre es dann schön, wenn man in einem der vorbeibrausenden Autos Platz nehmen könnte. Zumal es nahezu in jedem Auto noch freie Plätze zur Genüge gäbe. Etwa bei zwei Drittel aller Autofahrten in Deutschland sitzt der Fahrer alleine im Fahrzeug, und der durchschnittliche Besetzungsgrad eines Autos liegt bei sage und schreibe 1,5 Personen!
Aber wie bringt man Fahrer und Mitfahrer zusammen? Es gibt da eine Idee, die zu funktionieren scheint: Die Mitfahrerbank! Gar nicht weit weg, in Schondorf am Ammersee, steht seit einiger Zeit eine solche Bank und sie wird gut angenommen. Der Clou: Aus einer Reihe aufklappbarer Schilder wird dasjenige ausgesucht, das den vorbeikommenden Autofahrern das gewünschte Fahrziel anzeigt. Wie es genau funktioniert, wollen wir aus erster Hand erfahren:Am 5. April um 19:30 Uhr veranstaltet die Mobilitätswende Weßling zusammen mit dem ökologischen Verkehrsclub VCD im Pfarrstadel das zweite Weßlinger VCD Fairkehrsforum und hat dazu Sabine Pittroff eingeladen. Sie betreut bei der Initiative mobi-LL vom Ammersee-Westufer die Mifahrerbänke und wird uns das Projekt vorstellen. Mit den notwendigen Informationen versehen, wollen wir uns dann daran machen, auch für unsere Ortsteile Mitfahrerbänke zu organisieren. Haben auch Sie Ideen, wie wir wieder wirkliches Leben auf unseren Straßen und Plätzen ermöglichen können? Dann kommen Sie doch auch dazu!
Wo sind nun die Mitfahrbänke .
Im Moment sieht es so aus, als ob es bald Mifahrbänke geben wird – hoffentlich klappt es. Weitere Infos demnächst…
Was ist „bald“ – oder habe ich da was übersehen?
Die Bänke sind schon fertig und die Standorte festgelegt. Zurzeit werden die Schilder gefertigt, anschließend geht es los!